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       # taz.de -- Kommentar erneuter Bahnstreik: Der Egoismus der GDL
       
       > Es führt in die Irre, bei Gewerkschaften von „Wettbewerb“ zu sprechen,
       > wie es die GDL tut. Denn das ist anderen Angestellten gegenüber
       > unsolidarisch.
       
   IMG Bild: Wenn die Arbeiter der Reparaturwerkstätten streiken merkt das keiner.
       
       Der Streik der Lokführer ist verwirrend, aber ein zentrales Wort ist
       auszumachen: Konkurrenz. GDL-Chef Weselsky stellt sich vor, dass
       Gewerkschaften wie normale Unternehmen funktionieren, die sich im
       Wettbewerb behaupten müssen.
       
       Die GDL will ein Gut „Arbeitskampf“ anbieten und dabei besser sein als die
       Konkurrenzgewerkschaft EVG. Am Ende gäbe es für die gleiche Tätigkeit
       verschiedene Gehälter – je nachdem welcher Gewerkschaft man angehört. Bei
       normalen Gütern wie Autos oder Spielzeug ist es schließlich genauso: Sie
       kosten unterschiedlich viel, je nachdem wo man sie einkauft.
       
       Doch es führt in die Irre, bei Gewerkschaften von „Wettbewerb“ zu reden.
       Sie sind das Gegenteil – nämlich Kartelle. Jedem Arbeitnehmer wird
       verboten, mit anderen Beschäftigten in Konkurrenz zu treten und
       eigenmächtig sein Gehalt zu verhandeln. Stattdessen gibt es einen Tariflohn
       für alle. So soll verhindert werden, dass sich die Arbeitnehmer gegenseitig
       unterbieten, um noch eine Stelle zu finden – und alle weniger verdienen.
       
       Dieses Kartell namens Gewerkschaft funktioniert am besten, wenn sich alle
       Arbeitnehmer einer Branche zusammenschließen. Eine Konkurrenz der
       Gewerkschaften, wie sie Weselsky anstrebt, führt hingegen ins Chaos oder
       zur „Rosinenpickerei“. Denn dann setzen sich jene Gewerkschaften durch,
       deren Mitglieder die größte Streikmacht haben.
       
       Wenn die Lokführer in den Ausstand treten, fährt ab sofort kein Zug mehr.
       Wenn die Angestellten in den Reparaturwerkstätten streiken, dauert es
       Wochen, bevor der Bahnbetrieb gefährdet ist. Allein hätten die
       Reparaturabteilungen also keine Chance, ihre Lohnforderungen durchzusetzen.
       Sie sind auf das Erpressungspotenzial der Lokführer angewiesen.
       
       Doch genau diese Solidarität verweigert Weselsky. Er sieht nur das
       Zugpersonal – und nennt das dann „Konkurrenz“. In Wahrheit ist es Egoismus.
       
       19 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Herrmann
       
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