URI: 
       # taz.de -- Sorge um Surfparadies: Die Wut der Wellenreiter
       
       > Am Strand in Mundaka soll Sand aufgeschüttet werden. Surfer aus der
       > ganzen Welt fürchten nun um die berühmte Linkswelle.
       
   IMG Bild: Die perfekte Welle ist in Gefahr: Die linksbrechende Variante im spanischen Mundaka.
       
       MADRID taz | Das kleine baskische Fischerdorf Mundaka hat Angst um eine
       Welle. Es ist eine der wenigen links brechenden Wellen in Europa und dazu
       noch eine der perfektesten der Welt. Sie rollt vom Golf von Biskaya in die
       Mündung des Flusses Orka und bildet dabei eine Röhre, über 4 Meter hoch und
       bis zu 400 Meter lang. Ein Traum für jeden Wellenreiter, der sie zu
       beherrschen weiß. Aus der ganzen Welt kommen sie mit ihren Brettern nach
       Mundaka in Nordspanien, selbst aus den Surferparadiesen wie Australien,
       Neuseeland und Hawaii.
       
       „Sie ist ein natürlicher Wert und Reklame für das Dorf und die Gemarkung“,
       heißt es aus dem konservativ-nationalistisch regierten Rathaus von Mundaka
       voller Sorge. Denn mit Genehmigung der Provinzverwaltung wird seit Mitte
       Mai in der Flussmündung gebaggert. Ein Strand, der 2014 bei einem Unwetter
       weggeschwemmt wurde, soll erneut aufgeschüttet werden. 40.000 Kubikmeter
       Sand aus dem Hafen von Mundaka und dem Bereich, der bei Ebbe trocken läuft,
       sollen bewegt werden. „Das kann die Welle beeinflussen“, befürchtet auch
       der örtliche Surfclub, der die Kampagne „Save Mundaka“ ins Leben rief. Club
       und Gemeinde fordern die Einstellung der Arbeiten.
       
       Die Angst ist nicht unbegründet: 2003 machten sich schon einmal die Bagger
       an den Sandbänken in der Mündung des Orka zu schaffen, um die Fahrrinne zu
       begradigen. Die Welle verschwand über Nacht. Der Atlantik und der Orka
       brauchten drei Jahre, um die Sandbänke, die bei Flut die Welle entstehen
       lassen, erneut anzuschwemmen.
       
       320.000 Euro kostet das Aufschütten des Strandes. Für die Provinzregierung
       rechnet sich das, selbst wenn die Welle verschwinden würde. Die Surfgäste
       sind wenige, denn die Welle ist schwierig zu reiten und somit nur etwas für
       eine kleine Elite dieses Sports. Viele von ihnen reisen – vor allem im
       Winter, wenn es richtig stürmt – mit ihren Wohnmobilen an. Ein echtes
       Geschäft für die Tourismusbranche sind sie nicht.
       
       ## UN-geschütztes Biosphärenreservat
       
       Ganz anders die Badegäste am verloren gegangenen Strand von Laida, der
       direkt Mundaka gegenüber liegt. Er gehört zu einem UN-geschützten
       Biosphärenreservat. Rund 2.000 Menschen kommen im Sommer Tag für Tag an
       diesen Strand. Um die fünf Millionen Euro geben sie in den umliegenden
       Kiosken, Kneipen und Restaurants aus. Das bringt Lohn-, Einkommen- und
       Mehrwertsteuer. Jeder investierte Euro würde bereits im ersten Jahr 1,06
       Euro in die öffentlichen Kassen zurückfließen lassen, rechnet die
       Verwaltung vor. Selbst wenn Unwetter im Winter den Strand wieder
       wegschwemmen sollten, seien die Arbeiten rentabel.
       
       Nicht nur die Welle macht Surfer und Umweltschützer Sorgen. Entlang des
       Orka lagen einst viele Industriebetriebe. „Die tieferen Sandschichten, die
       jetzt ausgebaggert werden, sind mit Schwermetallen belastet“, warnt Aitor
       Urresti, Vorstandsmitglied der grünen Partei in Spanien. Bei früheren
       Baggerarbeiten kam es deshalb zum Massenstreben von Muscheln und
       Krustentieren. Für den Badespaß ist der belastete Sand nur bedingt
       tauglich.
       
       Umweltschützer Urresti und auch die Surfer sind sich sicher, dass der
       Strand auch ohne Baggerarbeiten in ein paar Jahren von selbst wieder
       entsteht. „Die Flussmündung ist ein dynamisches System“, erklärt Urresti.
       Das habe sich 2006 gezeigt, als die Welle nach drei Jahren von allein
       zurückkam.
       
       27 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
   DIR Spanien
   DIR Surfen
   DIR Strand
   DIR Australien
   DIR New York
   DIR Reiseland Brasilien
   DIR Reiseland USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Protest in Australien: „Tampon-Steuer“ auf der Kippe
       
       Tampons und Binden könnten in Australien billiger werden. Knapp 100.000
       Unterschriften gegen die Besteuerung der Hygieneartikel wurden gesammelt.
       
   DIR Kunst auf New Yorks Rockaway-Halbinsel: Vogelnester statt Atomraketen
       
       Wo die New Yorker Surfen gehen, wütete vor zwei Jahren Hurrikan „Sandy“.
       Eine Kunstschau will nun die Energie der Rettungshelfer wachhalten.
       
   DIR Ort zum Überleben: Verbote im Paradies
       
       Auf die Ökoinsel Fernando de Noronha, Nationalpark im Nordosten Brasiliens,
       darf nur ziehen, wer dort einen Job oder einen Lebenspartner hat. Die
       anderen kommen als Touristen: Surfer, Naturfreaks und ökobewusste Menschen
       aus dem reichen Süden Brasiliens oder aus dem Ausland
       
   DIR Kein Sommerloch: Nah am Wasser gebaut
       
       Kaum eine andere Stadt hat so viele Küstenkilometer zu bieten wie New York.
       Bei 40 Grad kann man entspannt mit der U-Bahn zum Meer baden fahren. Hier
       vergisst man die Härten des New Yorker Sommers