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       # taz.de -- Konferenz zu Atomwaffensperrvertrag: Atomwaffen bleiben im Dienst
       
       > Die Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag ist gescheitert. 107 Staaten
       > fordern vergeblich ein völkerrechtliches Verbot von Atomwaffen.
       
   IMG Bild: Nordkoreanische Atomrakete auf mobiler Abschussrampe
       
       GENF taz | Die drei offiziellen Atomwaffenstaaten USA, Großbritannien und
       Frankreich sowie Deutschland und einige wenige weitere Länder lehnen
       Verhandlungen über eine massenvernichtungswaffenfreie Zone im Nahen und
       Mittleren Osten ab. Zumindest solange, wie Israel, der einzige
       Atomwaffenstaat der Region, gegen derartige Verhandlungen ist. An dieser
       Haltung scheiterte am Wochenende in New York die alle fünf Jahre
       stattfindende Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag (Non
       Proliferation Treaty, NPT).
       
       Dabei wollten rund 180 der 191 NPT-Vertragsstaaten das Abschlussdokument
       unterzeichnen – darunter die Atomwaffenmächte Russland und China. Hinter
       den Kulissen warb Israel, das nicht Mitglied des NPT ist, aber erstmals als
       Beobachter an einer Überprüfungskonferenz teilnahm, intensiv für die
       Ablehnung des Dokuments.
       
       Der nach vierwöchigen Verhandlungen vorgelegte Entwurf, dessen Annahme nach
       den NPT-Regeln den Konsens aller teilnehmenden Staaten erfordert hätte,
       enthielt den Auftrag an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, spätestens bis zum
       1. März 2016 eine Konferenz über eine massenvernichtungswaffenfreie Zone im
       Nahen und Mittleren Osten einzuberufen.
       
       Bereits die letzte Überprüfungskonferenz im Mai 2010 hatte dem
       UN-Generalsekretär einen entsprechenden Auftrag zur Einberufung einer
       Konferenz bis zum Oktober 2012 erteilt. Da Israel, unterstützt von den
       Regierungen in Washington, Berlin und anderen westlichen Hauptstädten, aber
       seine Teilnahme verweigerte, konnte Ban diesen Auftrag nicht umsetzen.
       
       ## Mehrheit für die „Humanitarian Pledge“
       
       106 der 191 NPT-Vertragsstaaten stellten sich in New York hinter die
       Initiative Österreichs für Verhandlungen über ein umfassendes
       völkerrechtliches Verbot von Atomwaffen und die vollständige Verschrottung
       aller noch vorhandenen atomaren Massenvernichtungswaffen. Österreich hatte
       diese als „Humanitarian Pledge“ bezeichnete Initiative im Dezember 2014 auf
       der letzten von drei internationalen Konferenzen zu den humanitären Folgen
       des Einsatzes von Atomwaffen ergriffen. Diese drei Konferenzen kamen zu dem
       Ergebnis, dass eine Atomwaffenexplosion – ob absichtlich oder infolge eines
       Unfalls – katastrophale humanitäre Auswirkungen hätte und dass das Risiko
       einer solchen Explosion zunimmt.
       
       Die Bundesregierung hatte die Unterstützung der österreichischen Initiative
       abgelehnt, weil sie „zu einer Schwächung des NPT“ führe. Die Internationale
       Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) sieht im „Humanitarian
       Pledge“ hingegen „einen Paradigmenwechsel für die nukleare
       Abrüstungsdebatte“.
       
       Xanthe Hall von Ican Deutschland und Abrüstungsreferentin der
       Internationalen ÄrztInnen-Vereinigung gegen den Atomkrieg (IPPNW) erklärte
       in New York: „Mit dem Pledge beginnt eine neue Etappe in Richtung
       Atomwaffenverbot. Die internationale Unterstützung des Pledges zeigt, dass
       die Mehrheit der Staaten ein völkerrechtliches Verbot von Atomwaffen
       vorantreiben will, wenn nötig auch ohne die Atomwaffenstaaten.“
       
       25 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
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