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       # taz.de -- Bürgerwehren in Russland: Sicheres Moskau dank „kräftiger Kerle“
       
       > Freiwilligen-Patrouillen sollen für Recht und Ordnung sorgen. Damit macht
       > die Kremlpartei „Einiges Russland“ Wahlkampf.
       
   IMG Bild: Probepatrouille Freiwilliger in Moskau.
       
       MOSKAU taz | Männer mit „athletischem Körperbau“ kontrollieren demnächst
       Moskaus Straßen und Höfe. Ab Juni plant die Kremlpartei „Einiges Russland“
       (ER) in 125 Unterbezirken der Hauptstadt Freiwilligen-Patrouillen
       einzusetzen. Erst letztes Jahr war die Beteiligung von Bürgern bei der
       Aufrechterhaltung öffentlicher Ordnung gesetzlich erlaubt worden. Seither
       sind landesweit immer mehr paramilitärische Hüter in Sachen Ordnung und
       Achtung „traditioneller Werte“ im Einsatz.
       
       Da die Bürger großen Wert auf sichere Nachbarschaft legen, wie die
       Kremlpartei ermitteln ließ, versucht sie bei den Kommunalwahlen im Herbst
       mit „kräftigen Kerlen“ und dem Programm „Sichere Hauptstadt“ zu punkten.
       Anders als Wladimir Putin steht die ER-Partei bei Wählern nicht so hoch im
       Kurs. Noch ist nicht vergessen, als der Oppositionelle Alexei Nawalny diese
       als Partei der „Diebe und Gauner“ schalt. In dieser Rolle war sie bei den
       Protesten 2012 in aller Munde.
       
       Die Freiwilligen rekrutieren sich vor allem aus paramilitärischen
       Organisationen. Darunter der „Bund russischer Offiziere“, Veteranen der
       OMON-Einheiten des Innenministeriums und Kosaken. Letztere schauten schon
       bei den Olympischen Spielen in Sotschi nach dem Rechten. Zurzeit gilt ihr
       besonderes Augenmerk Drückebergern, die sich dem Armeedienst entziehen.
       Eine Patrouille besteht gewöhnlich aus drei bis vier Mann.
       
       Laut Kommersant schließt die Kremlpartei nicht aus, die „druschynniki“
       ("Gefolgsmänner“) gelegentlich auch bei Veranstaltungen der Opposition mit
       Ordnungsaufgaben zu betreuen.
       
       ## Uniform mit Bärenemblem
       
       Eine wichtige Qualifikation für die Aufnahme: Kandidaten müssen sich mit
       unbescholtenen Bürgern unterhalten können. Anders gesagt: Sie sollten neben
       Mutterflüchen auch eine Sprache beherrschen. In paramilitärisch
       männerbündelnden Organisationen ist das nicht unbedingt selbstverständlich.
       Die Uniformen mit dem Bärenemblem von ER stellt auch die Partei.
       
       Ab Juni kümmern sie sich um Falschparker, schauen in das Sortiment von
       Einzelhändlern auf der Suche nach Alkohol und verbotenen Alkopops. Zu ihren
       Aufgaben gehört zudem, notorischen Trinkern Platzverweise zu erteilen, die
       sich mit Vorliebe auf Spielplätzen niederlassen.
       
       Auf der Grundlage von Ordnungswidrigkeiten und schweren Delikten sollen
       eine „Kriminalitätskarte“ sowie eine Übersicht über städtische Brennpunkte
       erstellt werden. Besonders schwere Fehltritte landen als
       Videoaufzeichnungen auf einer virtuellen „Tafel der Schande“. Diese ist der
       „Ehrentafel der sozialistischen Bestarbeiter“ abgeschaut.
       
       29 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus-Helge Donath
       
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