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       # taz.de -- Kolumne Unter Schmerzen: Was tun gegen Besenreiser?
       
       > Es kommt das Alter, in dem man einen Blick in eine
       > Krankenkassenzeitschrift wirft. Könnte sich ja lohnen.
       
   IMG Bild: Krampfaderfreie Beine (Bildmitte).
       
       Es kommt die Zeit, es kommt das Alter, in dem man tatsächlich einen Blick
       in die Krankenkassenzeitschrift wirft. Es kommt die Zeit, in der man kurz
       davor ist, die berüchtigte Apotheken Umschau zu lesen. Könnte ja sein, dass
       etwas Interessantes drinsteht. Etwas, das auch mich betrifft.
       
       In meinem Fall heißt die [1][Krankenkassenzeitschrift] Vigo und sieht auf
       den ersten Blick ganz gut aus. Die aktuelle Nummer macht mit einem Text zur
       Beinfreiheit auf, respektive zur Freiheit von Krampfadern (“Was tun gegen
       Besenreiser?“). Hab ich nicht, ist nicht mein Problem. Außerdem gibt es was
       zu Smoothies (“Watching all the movies, drinking all the smoothies“,
       [2][Courtney Barnett]) und zu Smartphones: „Nie mehr ohne?“
       
       Auch sonst gibt sich die Vigo recht up to date. Badeseen, Radtouren am
       Niederrhein, die neue Achtsamkeit, Lasertherapie, Schwangerschaftsdiabetes
       (hat meine Schwägerin) und dieses psychedelische Ereignis vor zwei Jahren
       in Portugal, das ich hatte, war wohl tatsächlich ein Hitzekollaps und nicht
       eine Thomas-Mann’eske Schwindsucht – irgendwie mag ich das Blatt.
       
       Es steht wirklich alles drin, was unsere kleine Welt gerade bewegt, eine
       Art softer Gesundheitsdiskurs in Blattform: „Das Smartphone ist ein Helfer
       mit Suchtpotenzial“; es gibt auch etwas zu Telemedizin, Akupunktur hilft
       immer nur kurzfristig und das bekannte Kuschelhormon Oxytocin (das ist
       meist nur in gut sortierten Liebesbeziehungen erhältlich, meist via
       Geschlechtsverkehr, der laut dem Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch
       immer noch zu 95 Prozent in festen Beziehungen stattfindet.
       
       ## Psychedelischer Zwischenfall in Portugal
       
       Die Aufweichung der Monogamie findet bislang wohl nur am Rande statt. Aber
       statt die Abschaffung der Ehe an sich zu fordern, soll sie möglichst für
       alle zu haben sein – wofür es natürlich gute Gründe gibt. Im SZ Magazin
       gibt es ein schönes Interview mit Sigusch, über Risiken und Nebenwirkungen
       informiert sie ihre Therapeutin. Ende des Exkurses) ist auch gut gegen
       Angst: Toll, ich lese das jetzt öfter. Abo habe ich ja schon.
       
       Der psychedelische Zwischenfall in Portugal, der sich laut Vigo im
       Nachhinein also als Hitzekollaps entpuppte, ging ungefähr so: Eine Woche
       Hitze, ein Tag ohne Wasser, da es im Laden keins mehr ohne Sprudel gab, ein
       Abend nur mit Bier und eine Nacht mit einem Pfropf im Ohr, der sich nicht
       mehr lösen wollte. Ein Spaziergang durch einen nächtlichen Badeort, ein
       paar englische Pärchen, ein Taxi. Hellgraue Stille. Als ich morgens dann am
       Pool liege, bemerke ich, dass die weißen Schlieren im Sichtfeld nicht von
       meiner Brille herrühren und auch nicht von der Natur, oder hat jemand die
       Landschaft mit Milchpulver bestäubt?
       
       Und wie kräftig dieses Lila dieser merkwürdigen Blumen am Wegesrand auf dem
       Weg zum Lädchen (neues Wasser kaufen!) sind. Schwindel, kleiner
       Kreislaufzusammenbruch, Ohrpfropf, der linke Arm kribbelt auch, es kommt
       alles zusammen, die Onlineforen empfehlen den Weg zum Psychiater, und meine
       Reisebegleitung empfiehlt sich als Antianimateur, also als Entspannungs-
       und Beruhigungsmotor. Die psychoanalytische Maschine stockt, und draußen
       liegt Sonnenstaub.
       
       30 May 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.vigo.de/de/index.html
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=4h1DtpM_9c4
       
       ## AUTOREN
       
   DIR René Hamann
       
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