# taz.de -- Atommüll-Endlager in Deutschland: Kritik an „Geschichtsklitterung“
> Der ehemalige Atomaufseher Hennenhöfer hat seine Rolle nach Ansicht der
> Grünen Kotting-Uhl falsch dargestellt – er sieht das anders.
IMG Bild: DDR-Endlager Morselben: Trotz Sicherheitsbedenken wurde hier bis 1998 noch Atommüll eingelagert
BERLIN taz | | Die Atom-Expertin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, wirft dem
ehemaligen Atom-Aufseher Gerald Hennenhöfer vor, seine Rolle bei den
Endlagern Morsleben und Asse falsch darzustellen. „In meinen Augen betreibt
Hennenhöfer Geschichtsklitterung“, sagte Kotting-Uhl der taz. „Er verdreht
die Fakten ins genaue Gegenteil.“
Der ehemalige Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im
Bundesumweltministerium, der zwischenzeitlich auch als Lobbyist bei einem
Atombetreiber tätig war, hatte im [1][Interview] der taz.am wochenende
gesagt, dass er an der umstrittenen Entscheidung zum Weiterbetrieb des
DDR-Endlagers Morsleben nicht beteiligt war, sondern diese nur umgesetzt
habe.
Allerdings stammte das entscheidende Gutachten, mit dem der Weiterbetrieb
begründet wurde, von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS). Und dort
war Hennenhöfer genau zu der Zeit – vor seiner Tätigkeit im Ministerium –
als Geschäftsführer tätig. Zu der Kritik sagt Hennenhöfer nun, er habe in
seiner damaligen Funktion keinerlei Einfluss auf das Gutachten genommen.
Ein Protokoll aus dem Februar 1991, das der taz vorliegt, zeigt allerdings,
dass er an einer entscheidenden Sitzung, in der das Gutachten im
Ministerium vorgestellt und kritisch diskutiert wurde, teilgenommen hat.
## Atomrecht oder Bergrecht?
Auch bezüglich des Salzstocks Asse, der über viele Jahre als
„Versuchsendlager“ genutzt wurde, widerspricht Kotting-Uhl der Darstellung
Hennenhöfers. Dieser hatte in der taz gesagt, dass er immer die Position
vertreten habe, dass das dort eingelagerte Material „dem Atomgesetz
unterliegt“. Dieses ist von seinen Sicherheitsanforderungen her deutlich
strenger als das Bergrecht, nach dem die Asse seinerzeit betrieben wurde.
In einem Schreiben aus dem Jahr 1996 plädiert Hennenhöfer allerdings
explizit für eine „Stilllegung der Asse nach Bergrecht“.
Dazu sagt der mittlerweile pensionierte Beamte nun, er habe unterschieden
zwischen dem Bergwerk, das gemäß Bergrecht behandelt werden sollte, und dem
eingelagerten Material, das nach den Anforderungen des Atomrechts verwahrt
werden sollte.
29 May 2015
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## AUTOREN
DIR Malte Kreutzfeldt
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