URI: 
       # taz.de -- Wegen schlechtem Wahlergebnis: Güldner macht den Böhrnsen
       
       > Matthias Güldner will nicht mehr Chef der Grünen-Fraktion in der Bremer
       > Bürgerschaft sein.
       
   IMG Bild: Will wegen der Wahlschlappe der Grünen in Bremen nicht mehr Fraktionschef sein: Matthias Güldner.
       
       Bremen taz | Matthias Güldner möchte nicht mehr als Fraktions-Chef der
       Grünen in Bremen kandidieren. Das bestätigte er gestern Abend gegenüber der
       taz. Grund sei, dass angesichts der grünen Wahlschlappe und der desaströsen
       Wahlbeteiligung „ein deutliches Signal“ gesetzt werden müsse. Am 8. Juni,
       zum Beginn der neuen Legislatur, wird der Posten also neu besetzt werden.
       
       Parteiintern hat sich Güldner, der zwei volle Legislaturen als
       Fraktions-Chef ableistete, in den Wochen seit der Wahl intensiv für eine
       selbstkritische Aufarbeitung der Wahlergebnisse stark gemacht. Doch damit
       drang er offenbar weniger durch, als er das für notwendig hielt. „Durch
       Böhrnsens Rücktritt waren wir mit unserer Wahlschlappe im Windschatten der
       Öffentlichkeit“, sagt Güldner jetzt. Man habe es dabei versäumt, „klar die
       eigenen Schwachstellen zu analysieren“. Das schlechte Ergebnisse hätten
       eben keineswegs nur mit dem Verpuffen des Fukushima-Effekts zu tun, sondern
       auch „mit hausgemachten Gründen“. Die Grünen seien inhaltlich zu wenig in
       Erscheinung getreten: „In den letzten Jahren habe wir das eigene grüne
       Fähnchen zu wenig hochgezogen“, betont Güldner.
       
       In der Tat gab es in dem von Güldner beschriebenen „Windschatten“ eine zum
       Teil nur eingeschränkte Bereitschaft, über Konsequenzen aus der Wahl
       nachzudenken - sei es auf personeller, sprich: senatorischer Ebene, noch
       auf inhaltlicher. Nun will Güldner offenbar selbst „als gutes Beispiel“
       vorangehen.
       
       Ist Güldners Abgang also als quasi stellvertretende Handlung anzusehen?
       Zumindest scheint es eine freiwillige Handlung zu sein: Auf der grünen
       Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen wurde keinerlei Kritik an Güldner
       geäußert.
       
       „Äußerst abenteuerlich“, sagt Güldner, seien die nun in einem Teil der
       Bremer Medien verbreiteten Interpretationen, er wolle mit seinem Rücktritt
       ein Zeichen gegen die Fortsetzung von Rotgrün setzen: „Das Gegenteil ist
       der Fall.“ Er gehe davon aus und wolle, dass nach unmittelbar nach dem
       grünen Landesparteitag am Dienstag eine grüne Verhandlungsdelegation
       Gespräche mit der SPD aufnehme.
       
       Wie und wo sieht Güldner seine Zukunft? In Gegensatz zum zurück getretenen
       Bürgermeister durchaus noch auf der politischen Bühne: Als „einfacher
       Abgeordneter“ wolle er sich weiter „voll reinhängen“.
       
       Allerdings wird er sich dort wohl nicht auf seinen bisherigen
       Politikschwerpunkt Inneres konzentrieren, weil der dazugehörige
       Sprecher-Posten eher von Wilko Zicht eingenommen werden wird. Parteiintern
       ist zu hören, dass Güldner sich dafür als Bildungspolitiker engagieren
       wolle.
       
       Als künftiger Fraktions-Chef ist Björn Fecker der klare Favorit. Ihm werden
       die nötigen Drahtseil-Nerven zugetraut, die in den deutlich ungemütlicheren
       Zeiten einer dritten rotgrünen Koalition vonnöten sind.
       
       29 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Henning Bleyl
       
       ## TAGS
       
   DIR Wahl in Bremen
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Bremen
   DIR Bremen
   DIR Carsten Sieling
   DIR Bremen
   DIR Wahl in Bremen
   DIR Bremen
   DIR Bremen
   DIR Grüne
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Landesmitgliederversammlung der Grünen: Bücking wird nie Bausenator
       
       Der grüne Ex-Ortsamtsleiter Robert Bücking bleibt auf der Strecke und den
       Campus Ohlenhof wollen die Grünen irgendwie doch noch retten.
       
   DIR Neue Regierungskoalition: Neuer Senat, neue Gesichter
       
       Der künftige Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) holt
       Sozialwissenschaftlerin Claudia Bogedan für das neue Ressort „Kinder und
       Bildung“ in den Senat.
       
   DIR Wahl-Nachwehen in Bremen: Nicht ohne Linnert
       
       Die Grünen Mitglieder in Bremen übte den Spagat zwischen machtpolitisch
       kalkulierter Geschlossenheit und einem Ringen um ein grüneres Profil.
       
   DIR Kommentar über Bremer Rücktrittspolitik: Was ist Verantwortung?​
       
       Verantwortlich handeln heißt politisch handeln - und nicht als Politiker in
       den Sack hauen.​ Dies jedoch ist in Bremen derzeit Trend.
       
   DIR Selbstzerfleischung nach der Bremer Wahl: Bremer Grüne zerlegen sich
       
       Interner Streit bei den Grünen in Bremen wegen des schwachen
       Wahlergebnisses: Fraktionschef Güldner fordert den Rücktritt von
       Finanzsenatorin Linnert.
       
   DIR Paradoxien des Bremer Wahlsystems: Mehr oder weniger Demokratie
       
       Die Wähler von Thomas vom Bruchs (CDU) haben ihn aus dem Bremer Parlament
       gevotet: Für Wahlrechtsforscher ein verfassungswidriger Systemfehler.
       
   DIR Hermann Kuhn über seine politische Karriere: „Mehr ,Öko‘ als zu Beginn“
       
       Nach Jahrzehnten als Abgeordneter verlässt Hermann Kuhn die Politik. Dass
       er vom Kommunisten zum Grünen wurde, bereut er nicht.
       
   DIR Mehr soziale Gerechtigkeit gefordert: Landesgrüne blinken links
       
       Die Landesverbände der Grünen wollen den Mittekurs der Bundesspitze
       kontern: mit der „armutsfesten Grundsicherung“ und höheren Steuern.
       
   DIR Neuer Bremer Bürgermeister-Kandidat: Von links nach vorn gerückt
       
       Die Bremer SPD hat sich festgelegt: Carsten Sieling soll Bremens neuer
       Bürgermeister und Senatspräsident werden. Noch sitzt der SPD-Linke im
       Bundestag.