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       # taz.de -- Humor in der Bibel: „Jesus hat nie gelacht“
       
       > Kann man als Christ über Jesus lachen? Klar, meint
       > Religionswissenschaftler Harald-Alexander Korp. Viele tun sich trotzdem
       > schwer damit.
       
   IMG Bild: Diese Karikatur auf der „Caricatura“ 2012 in Kassel stieß bei vielen Christen auf wenig Nächstenliebe.
       
       taz: Herr Korp, die Bibel steckt voller Gewalt, Leid und Trauer. Trotzdem
       haben Sie sich dort auf die Suche nach Humor begeben. Warum? 
       
       Harald-Alexander Korp: In meinem Studium der Theologie und
       Religionswissenschaften wurde mir oft vermittelt, dass Leiden im
       Vordergrund steht. Witze, Lachen und Freude kamen nicht vor. Das fand ich
       schade und habe mich wissenschaftlich mehr mit dem Thema befasst. Schnell
       hab ich gemerkt, dass das einen Heidenspaß macht!
       
       Welche Rolle spielt Humor im Alten Testament? 
       
       Damit sind wir zunächst beim Judentum. Es gibt in den fünf Büchern Mose die
       Geschichte von Abraham und seiner Frau Sarah, die sich Kinder wünschten. Er
       war über hundert, sie neunzig. Als Gott ihnen prophezeit, dass sie trotzdem
       ein Kind bekommen sollten, lachten beide. Dieses Lachen ist enorm
       vielschichtig, weil es einen gewissen Zweifel an Gottes Ankündigung
       ausdrückt. Das ungläubige Lachen wandelt sich dann aber in ein freudiges
       Lachen, als Sarah tatsächlich schwanger wird. Sie nennen ihr Kind
       schließlich Isaak, was „Gott lacht“ bedeutet. Diese Geschichte zeigt: Man
       kann über Gott lachen, ohne in die Hölle zu kommen.
       
       Christen trauen sich das nicht? 
       
       Die Christen haben diese Geschichte zwar übernommen, aber das mit dem Humor
       nicht so direkt, da sie sich eher aufs Neue Testament beziehen. Dagegen
       gilt jüdischer Humor nicht umsonst als herausragend komisch. Deshalb ist
       Lachen im Judentum auch so wichtig.
       
       Hat Jesus viel gelacht? Immerhin soll er ein lebenslustiger Mensch gewesen
       sein. 
       
       Es ist im Neuen Testament nicht überliefert, dass Jesus je gelacht hat. Es
       gibt zwei Aussagen in der Bergpredigt über das Lachen. „Wehe, die ihr jetzt
       lacht, ihr werdet weinen und klagen“, heißt es dort. Es gibt aber auch den
       umgekehrten Satz: „Selig, die ihr jetzt weint, ihr werdet lachen.“ Die
       Interpretation kann also in beide Richtungen gehen. Vor allem in seinen
       Gleichnissen zeigt Jesus eine humorvolle Seite. Wenn er etwa vom Balken im
       eigenen Auge spricht, den man zu Gunsten des Splitters im fremden Auge
       übersieht …
       
       … klingt gar nicht so witzig.
       
       Stimmt, heute ist das vielleicht nicht mehr so lustig, aber wenn man sich
       vorstellt, dass Jesus das vor einer großen Menschenmenge gesagt hat, dann
       hat das schon eine gewisse Komik. Vielleicht hat er ja dabei auch
       gelächelt.
       
       Wie sähe das Christentum heute aus, wenn die Chronisten Jesus mehr Humor
       und Lachen mitgegeben hätten? 
       
       Es gibt Geschichten, in denen Jesus beispielsweise lachend vom Kreuz
       heruntersteigt. Im Neuen Testament hat das Lachen aber einen schlechten
       Ruf, da es mit den spottenden Soldaten verbunden wird, die Jesus ans Kreuz
       schlugen. Gerade das spöttische Lachen wird im Christentum daher als
       Todsünde bezeichnet.
       
       Wie steht es um Humor etwa in der katholischen Kirche? 
       
       Autoritäten tun sich generell schwer mit Humor und Lachen, denn Lachen
       stellt Macht infrage und Kirche ist auf Macht aufgebaut. Lachen war daher
       immer eine gewisse Bedrohung für Institutionen aller Art, das zeigt sich in
       allen Epochen.
       
       Wie konnten sich Christentum und Judentum, die ja selben Ursprungs sind,
       bezüglich ihres Umgangs mit Humor so unterschiedlich entwickeln? 
       
       Paulus hat, wenn man so will, das Christentum erfunden. Er machte Jesus zum
       Sohn Gottes und damit zu einem kleinen Gott. Dadurch besitzt er einen
       anderen Stellenwert. Über einen Rabbi zu lachen fällt natürlich viel
       leichter, weil er kein Gott ist.
       
       Welcher ist Ihr religiöser Lieblingswitz? 
       
       Ein Busfahrer und ein Pfarrer stehen an der Himmelspforte, doch Petrus
       lässt nur den Busfahrer rein. Der Pfarrer wundert sich und protestiert.
       Daraufhin sagt Petrus ihm: „Wenn du gebetet hast, haben alle geschlafen.
       Wenn der Busfahrer geschlafen hat, haben alle gebetet.“
       
       4 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Imre Balzer
       
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