# taz.de -- Kommentar Krieg in der Ukraine: Provokationen und Kanonen
> Im Ukraine-Konflikt schaukeln sich die Kontrahenten unverantwortlich
> gegenseitig hoch. Nötig wären ganz andere Signale.
IMG Bild: Ukrainische Soldaten in der Nähe von Donezk
Wieder erlebt die kriegerische Gewalt bei Donezk einen Höhepunkt. Wieder
verletzen beide Seiten das Minsk-Abkommen und geben dies auch offen zu. Die
Gründe dieser Gewalt sind politischer Art, deswegen müssen auch die
Antworten politische sein.
Kiews jüngste Signale provozieren Russland, die Aufständischen im Donbass
und die prorussische Minderheit in der restlichen Ukraine: Ab sofort sind
die meisten russischen Filme und Serien im ukrainischen Fernsehen verboten.
Seit Ende letzten Monats blockiert die Ukraine die russlandfreundliche,
nicht anerkannte Republik Transnistrien westlich der Ukraine.
Der für sein militärisches Vorgehen gegen Separatisten in Georgien bekannte
Michael Saakaschwili residiert als Gouverneur von Odessa direkt vor der
Haustüre Transnistriens. Regelmäßig verschärft Kiew die Wirtschaftsblockade
gegen Lugansk und Donezk. Gestern wurde Lugansk auch noch das Wasser
abgedreht.
Dies verstärkt den Hass, entfremdet die Menschen von Lugansk und Donezk
weiter von Kiew, zementiert separatistische Haltungen. Die Vorstellung, von
Politikern regiert zu werden, die bei Differenzen das Wasser abdrehen, löst
dort wenig Begeisterung aus. Auch die andere Seite rüstet verbal auf.
Derzeit planen die Verteidigungsminister der von Russland dominierten
Organisation über kollektive Sicherheit eigene Friedenstruppen. Derartige
Planspiele werden in der Ukraine genauso als direkte Drohung wahrgenommen
wie die Äußerung des russischen Präsidialsprechers Peskow, Putin behalte
sich das Recht vor, den Föderationsrat zu bitten, ihm den Einsatz von
Gewalt im Ausland zu gestatten.
Nur mit vertrauensbildenden Maßnahmen ließe sich die Eskalationsspirale
durchbrechen. Als erste Schritte sollte Russland die ukrainische Pilotin
Nadeschda Savchenko freilassen, die Ukraine den inhaftierten Pazifisten
Ruslan Kozaba.
5 Jun 2015
## AUTOREN
DIR Bernhard Clasen
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