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       # taz.de -- Bunte-Chefreporter gestorben: Sahner hatte sie alle
       
       > Er sprach mit Michael Jackson und dem Papst. Seine Texte hatten eine
       > Tendenz zur Ranschmeiße. Nun starb Paul Sahner im Alter von 70 Jahren.
       
   IMG Bild: Küchenpsychologe mit Tendenz zum Ranschmeißen: Bunte-Chefredakteur Paul Sahner im Februar 2015.
       
       BERLIN taz | Er war ein Stück gutes altes Westdeutschland, dieser Paul
       Sahner. So kregel, so selbstgewiss, so Achtziger. Kaum zu glauben, dass so
       einer mit nur 70 Jahren plötzlich stirbt – Sahner, der Mann mit der
       gesunden Bräune und dem weißen Haar, ist am Sonntag einem Herzinfarkt
       erlegen. Seine langjährige Kollegin, Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel,
       teilte mit, ihre Trauer sei „unbeschreiblich“.
       
       Für Sahner, der eines der besten Pferde in Riekels Bunte-Stall war, gab es
       kein „unbeschreiblich“. Der Gesellschaftsreporter verfügte über eine
       journalistische Technik, die jungen KollegInnen von ihren LehrerInnen heute
       beizeiten ausgetrieben wird: übergroße Nähe zum Berichtsgegenstand,
       kombiniert mit Küchenpsychologie und Tendenz zur Ranschmeiße.
       
       Wenn es der Story diente, kolportierte er auch Privates. Für die Promis
       kein Grund, auf Distanz zu gehen. Ein Sahner-Interview galt aus Ausweis von
       Wichtigkeit in jenen Kreisen, in denen Journalismus einzig der Steigerung
       des eigenen Marktwerts zu dienen hatte.
       
       Sahner hatte sie alle. Michael Jackson, den Papst, Iris Berben, Nelson
       Mandela. Aber eben auch einen Mann namens Rudolf Scharping, den heute
       niemand mehr kennen würde, hätte Paul Sahner ihn nicht 2002 dazu überredet,
       für die Bunte mit seiner neuen Freundin auf Mallorca im Pool zu planschen.
       
       Blöd: Scharping war zu dieser Zeit Bundesverteidigungsminister. Während er
       mit Sahner über die Liebe plauschte, standen seine Soldaten vor einem
       Einsatz in Mazedonien. Der SPD-Mann musste zurücktreten. So was konnte
       People-Journalismus damals noch bewirken.
       
       ## Im Instagram-Zeitalter sind Promis ihre eigenen Paparazzi
       
       Dass solche Zeiten vorbei sind, hatte Paul Sahner wohl verstanden. Erst im
       letzten Jahr hatte er sich aus der Bunte-Chefredaktion in einen
       „Teilruhestand“ verabschiedet. Im digitalen Zeitalter hatten seine Promis
       längst eigene Wege gefunden, an ihrem Image zu schrauben.
       
       Einem Boris Becker, der Fotos seiner Kinder [1][auf Instagram
       veröffentlicht], muss kein Paparazzi mehr auflauern. Der muss sich nicht
       mehr beim „Gottvater der Intimbeichte“ (taz) erklären, um sein Publikum
       milde zu stimmen.
       
       Auch deshalb wollte Sahner, der alte Kempe, sich künftig mehr um den
       eigenen Glanz kümmern. „Ich krieg sie alle!“ lautet der Titel seiner
       [2][für diesen Herbst angekündigten Autobiografie]. Mit Ausrufezeichen.
       
       8 Jun 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://instagram.com/p/3V0DcXkf3K/?taken-by=borisbeckerofficial
   DIR [2] http://www.randomhouse.de/Buch/Ich-kriege-sie-alle-Die-Geheimnisse-des-beruehmtesten-Promireporters-der-Welt/Paul-Sahner/e477937.rhd
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
       ## TAGS
       
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