# taz.de -- Ausstellung über Franz Josef Strauß: Der letzte große Mann Bayerns
> Eine Münchner Ausstellung zum 100. Geburtstag zeigt auch kritische Seiten
> des CSU-Zampanos. So erhebt sie ihn erst recht in den Olymp der Politik.
IMG Bild: Er verlässt die CSU nie ganz: Ein Mini-Franz-Josef-Strauß beim Politischen Aschermittwoch der Partei 2014.
Wenn die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung und das Münchner Stadtmuseum eine
gemeinsame [1][Ausstellung über Franz Josef Strauß] konzipieren, dann kann,
so die Erwartung, nur ein illustriertes Heldenepos dabei herauskommen. Und
da hängen in der Tat die Wahlplakate mit dem Abbild des gütigen bayerischen
Landesvaters einträchtig nebeneinander, garniert von Erinnerungsalben, die
seinen Dienst für Deutschland im Allgemeinen und für den Freistaat im
Besonderen bei Staatsbesuchen verklären.
Strauß als Pilot. Strauß mit Familie. Strauß im Schwimmbad, auf dem
Fahrrad, am Schreibtisch, auf dem Volksfest.
Dem Strauß-Biografen Horst Möller gelingt es in seinem Katalogbeitrag,
tatsächlich absolut jeden Zweifel an dem dicken Mann ohne Hals auszuräumen,
so als sei dieser lediglich aufgrund ungerechter und hämischer Kritiken
einiger unverbesserlicher Linksradikaler zu einer der umstrittensten
Figuren – um es vorsichtig zu sagen – in den ersten Jahrzehnten der
Bundesrepublik geworden.
Alles wie immer? Von wegen!
Da wagen es diese Ausstellungsmacher doch tatsächlich, kritische Hinweise
auf den bayerischen Übervater zu zeigen, ja, es finden sich gar hämische
Plakate, die die unendliche Weisheit des FJS infrage zu stellen scheinen:
der [2][berühmte Staeck] von 1972, mit der Bild-Schlagzeile in
Strauß-Händen „Juso beißt wehrloses Kind“, oder das „Stoppt Strauß“-Signet,
das anlässlich seiner Kanzlerkandidatur zum Bundestagswahlkampf im Jahre
1980 entstand. Eine Majestätsbeleidigung also anlässlich des 100.
Geburtstags von Strauß, garniert mit verwerflichen Spiegel-Titelblättern?
## FJS: unglaublich bedeutend
Gemach. In dieser sehenswerten Ausstellung geht es um die Inszenierung
eines deutschen Spitzenpolitikers, und da gehören die politischen Gegner
zweifellos hinzu, haben doch auch sie ihren Teil dazu beigetragen, das
Strauß-Bild zu erzeugen: vom liebevollen und brutalen Politiker, vom
Verfechter deutscher Interessen und kalten Krieger, vom gütigen Landesvater
und bayerischem Bierdimpfl.
Vor allem aber dienen diese Anti-Strauß-Devotionalien dazu, Franz Josef
Strauß erst recht in die weltgeschichtliche Bedeutung zu erheben, die er in
den Augen christsozialer Historiker verdient – denn wer so viel Spott, Häme
und Gegnerschaft auf sich versammelt, der war eben nicht nur umstritten,
sondern vor allen Dingen eins: unglaublich bedeutend.
Und so erfüllen die Vollands und Staecks, die da nun im Museum hängen, das
genaue Gegenteil dessen, wozu man sie ursprünglich einmal konzipiert hat.
Sie vervollständigen den Mythos dieses Politikers. Sie werden zum Beweis
dafür, dass Strauß nicht etwa auch ein bisweilen zaudernder, leicht zu
kränkender Mann gewesen ist, sondern der letzte große bayerische
Staatsmann.
Franz Josef Strauß ist rund 30 Jahre nach seinem Tod endgültig in den Olymp
der Politik aufgestiegen. Er ist zur historischen Figur geworden, und als
solche schwebt er über den kleinkarierten Diskussionen vergangener
politischer Episoden. Seine historische Bedeutung ist so gestiegen, wie
seine eigenen Überzeugungen von den Zeitläuften dahingerafft worden sind.
„Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“, so lautete eine typische
Strauß-Weisheit, in diesem Fall von 1971, mit der er sich der Hoheit über
die Stammtische sicher sein konnte. Tempi passati. Inzwischen kämpft die
Union ihre [3][letzten Rückzugsgefechte gegen eine echte Homo-Ehe] – und
FJS hängt im Museum.
10 Jun 2015
## LINKS
DIR [1] http://www.muenchner-stadtmuseum.de/sonderausstellungen/franz-josef-strauss-die-macht-der-bilder.html
DIR [2] /Klaus-Staeck-verabschiedet-sich/!5201505/
DIR [3] /Gleichstellung-von-Homo-Paaren/!5200853/
## AUTOREN
DIR Klaus Hillenbrand
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