URI: 
       # taz.de -- Kommentar OB-Wahl Dresden: Pegida ist nur scheinbar müde
       
       > APO-Meckerbewegung oder parteiähnliche Organisation mit
       > Demokratieanschluss? Die Zukunft von Pegida ist unklarer denn je.
       
   IMG Bild: Das Potenzial an verängstigten, frustrierten, sich abgehängt fühlenden Bürgern ist nicht verschwunden
       
       Pegida scheint auch am Ursprungsort in Dresden müde geworden zu sein. Mehr
       als 2.000 Demonstranten lassen sich Montag für Montag nicht mehr
       mobilisieren. Doch das Potenzial an verängstigten, frustrierten, sich
       abgehängt fühlenden Bürgern ist nicht verschwunden. Das hat die erste Runde
       der Oberbürgermeisterwahl in Dresden bestätigt.
       
       Wenige Plakate, ein Werbezettel mit der Aufschrift „Klar zur Wende“ und ein
       Wahlkampf ohne persönliche Präsenz der Kandidatin genügten, Tatjana
       Festerling knapp 10 Prozent der Stimmen zu bringen. Wer fragt da schon nach
       einem Programm, wer fragt schon nach einer nicht einmal bei den eigenen
       Leuten besonders populären auswärtigen Kandidatin? Dazu kommt: Auch in
       Dresden blieb jeder zweite Wähler zu Hause.
       
       Für die Politiker bleibt also die Herausforderung, dem „Volk“ zwar bitte
       nicht unbedingt nach dem Maul zu reden, aber aufmerksamer aufs Maul zu
       schauen. Die Republik schaut auch deshalb auf die sächsische
       Landeshauptstadt, weil Dresden exemplarisch für den Umgang mit
       nationalistischer Grummelei steht. Die Zukunft von Pegida entweder als
       außerparlamentarische Meckerbewegung oder als parteiähnliche Organisation
       mit Demokratieanschluss erscheint nach der Wahl unklarer denn je.
       
       Über Dresden und Sachsen hinaus gibt es aber auch noch weitergehende
       Indizien für eine zunehmend gespaltene Gesellschaft. Der sich verschärfende
       Stadt-Land-Gegensatz schlägt sich deutlicher in kommunalen Wahlergebnissen
       nieder. Städte sind die Orte der Polarisierung, tendieren dabei zu
       Mitte-links-Mehrheiten. Zumindest in Sachsen wählt man hingegen draußen auf
       dem Lande in schöner Eintracht nach wie vor die konservative CDU. Oder
       verschafft sogar NPD-Kandidaten zweistellige Wahlergebnisse.
       
       8 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
       ## TAGS
       
   DIR Wahl
   DIR Schwerpunkt Pegida
   DIR Dresden
   DIR Bürgermeisterwahl
   DIR Oberbürgermeister
   DIR Oberbürgermeister
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar CDU und Großstädte: Maximal desaströs
       
       In keiner der 15 größten deutschen Städte stellt die Union mehr den
       Bürgermeister. Doch zukunftsweisende Politik wird in den Metropolen
       gemacht.
       
   DIR Oberbürgermeister-Wahl in Dresden: Eine gespaltene Stadt
       
       Die linke Kandidatin Eva-Maria Stange führt nach dem ersten Wahlgang,
       insgesamt ist der konservative Block aber stärker. Pegida schafft fast 10
       Prozent.
       
   DIR Bürgermeisterwahl in Dresden: Pegida versucht Demokratie
       
       Die Oberbürgermeisterwahl in Dresden wird zum Test für den Einfluss von
       Pegida. Favoriten sind die KandidatInnen von SPD und FDP.