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       # taz.de -- Unbefristeter Streik bei der Post: Appel wirft Verdi Eigeninteresse vor
       
       > Die Forderungen der Gewerkschaft Verdi seien „kein Beitrag zur Lösung
       > unseres Kernproblems“, findet Post-Chef Appel. Gestreikt wird seit Montag
       > ohne Frist.
       
   IMG Bild: Verfolgt Verdi die wirklichen Interessen der Arbeitnehmer? Post-Chef Appel ist sich da nicht so sicher.
       
       Berlin dpa | Manche Briefkästen in Deutschland werden am Dienstag
       leerbleiben. Bei der Deutschen Post hat am Montag ein unbefristeter Streik
       begonnen. Zunächst legten Beschäftigte in den Briefverteilzentren
       bundesweit die Arbeit nieder. Später sollten auch Briefträger und
       Paketboten einbezogen werden, kündigte die Gewerkschaft Verdi an. „Dieser
       Streik soll möglichst schnell eine wirtschaftliche Beeinträchtigung bei der
       Post hervorrufen“, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am
       Montag.
       
       Post-Chef Frank Appel zeigte sich zuversichtlich, dass das Unternehmen die
       Folgen des unbefristeten Streiks abfedern kann. „Wir hatten ja in diesem
       Jahr schon 28 Streiktage und können damit umgehen“, sagte er der Zeitung
       Bild (Dienstag).
       
       Der Manager kritisierte zugleich den Kurs der Gewerkschaft in dem
       Tarifkonflikt. Es stelle sich die Frage, ob Verdi „vorrangig
       Eigeninteressen oder die wirklichen Interessen der Arbeitnehmer“ verfolge.
       Appel kündigte an, hart zu bleiben. Die Forderungen der Gewerkschaft seien
       „leider kein Beitrag zur Lösung unseres Kernproblems“, sagte er der
       Zeitung. „Unsere Löhne liegen doppelt so hoch wie bei unseren Wettbewerbern
       – wenn wir so weitermachen, entstehen neue Arbeitsplätze in der
       Paketzustellung nur noch bei der Konkurrenz.“
       
       In dem Tarifkonflikt geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 140.000
       Beschäftigten. Vor allem aber wird über die schlechtere Bezahlung bei 49
       neu gegründeten regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung
       gestritten. Die dort angestellten rund 6.000 Paketboten werden nicht nach
       dem Haustarif der Post bezahlt, sondern erhalten die oft niedrigeren Löhne
       der Logistikbranche. Verdi will erreichen, dass sie tariflich unter das
       Dach der Post zurückkehren.
       
       Die Post habe sich in sechs Verhandlungsrunden keinen Millimeter bewegt,
       kritisierte Verdi-Verhandlungsführerin Kocsis. Auch auf ein Ultimatum der
       Gewerkschaft war das Unternehmen in der vergangenen Woche nicht
       eingegangen.
       
       Bei der Post arbeiten 138.000 Tarifbeschäftigte und 40.000 Beamte. Letztere
       streiken nicht. Daher hatte die Post auch bei wochenlangen Warnstreiks
       zuletzt einen Teil ihres Angebots aufrechterhalten können. Millionen Briefe
       und Pakete kamen allerdings deutlich verspätet an.
       
       9 Jun 2015
       
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