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       # taz.de -- Nachruf auf Christopher Lee: Furcht, die Liebe wurde
       
       > Eine jahrzehntelange Karriere ist zu Ende gegangen. Der legendäre
       > Dracula-Darsteller ist im Alter von 93 Jahren gestorben.
       
   IMG Bild: Christopher Lee, 1922-2015.
       
       „Um eine Legende zu sein, muss man 70 oder 80 Jahre alt sein oder tot“, hat
       Christopher Lee einmal gesagt. Jetzt, längst schon selbst zur Legende
       geworden, ist er im Alter von 93 Jahren gestorben.
       
       Seinen Durchbruch hatte Lee 1958 mit seiner Rolle als „Dracula“, danach war
       er in hunderten von weiteren Filmen zu sehen. Er kannte den Fantasy-Autoren
       J.R.R. Tolkien, Schöpfer der „Herr der Ringe“-Trilogie noch persönlich.
       Dieser war so beeindruckt von Lee, dass er sich ihn bei einer eventuellen
       Verfilmung als Gandalf wünschte. Doch Lee spielte lieber Saruman. Den
       Bösen. Wie so häufig – gerade als Verräter, als Endgegner war er grandios.
       Seine dunklen stechenden Augen haben ihn dafür prädestiniert. Man konnte
       ihn so gut hassen und fürchten – und musste ihn dafür lieben.
       
       Doch Lee wollte immer mehr sein als nur ein Schauspieler. Als junger Mann
       zum Beispiel strebte er eine Karriere als Opernsänger an, doch mit 1,96
       Meter war er meistens zu groß – neben ihm wollte niemand singen, zu weit
       überragte er alle. So ging er zum Film, doch die Musik ließ ihn nicht los.
       Lee wechselte von der Oper zu Heavy Metal. Noch mit 91 hat er mit der Band
       „Rhapsody“ eine Heavy Metal Platte aufgenommen – als Sänger. Zuvor hat er
       ein Heavy-Metal-Konzeptalbum über Karl dem Großen aufgenommen – mit zwei
       Bands, einem 100-Mann-Orchester und diversen Gastmusikern.
       
       Generell war er ein sehr gebildeter Mann. Er sprach mehr als ein dutzend
       Sprachen, darunter mehrere Urdu-Dialekte, Mandarin und Deutsch – letzteres,
       weil er immer wieder in dieser Sprache gesungen hatte.
       
       Im zweiten Weltkrieg diente Christopher Lee in der Luftwaffe und einer
       geheimen Spezialeinheit namens Special Operations Executive, die hinter den
       feindlichen Linien lokale Widerstandsgruppen versorgten und
       Nationalsozialisten festnahmen. Er selbst sprach sehr lakonisch darüber:
       „Wir sollten diese Leute finden, die Leute, die diese schrecklichen Dinge
       getan haben. Wir fanden auch ein paar, aber nicht genug“, sagte er [1][vor
       zehn Jahren in einem taz-Interview].
       
       In Erinnerung bleiben wird Christopher Lee jedoch vor allem durch seine
       legendären Filmrollen. Er verkörperte Luzifer und den Tod. Er war Sherlock
       und Mycroft Holmes, er war Bösewicht Francisco Scaramanga in James Bonds
       „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Unermüdlich und fleißig: Über 280 Mal
       stand sein Name im Abspann eines Filmes – so häufig wie bei keinem anderen
       Darsteller. Und so sinister er auch auf der Leinwand gerne war, er war ein
       Sir, ein Gentleman. Er war der perfekte Bösewicht und er ist eine
       unsterbliche Legende
       
       11 Jun 2015
       
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