# taz.de -- B-Note: Warum über Fußball reden?
> Die Kommentatoren der WM-Spiele in Kanada leiden unter einer seltsamen
> Beißhemmung. Auch schlechte Partien werden schön geredet.
IMG Bild: Kann auch rumgurken: Saskia Bartusiak (rechts)
Soll man die Fußballerinnen beneiden? Vor dem Fallbeil der Bewertungen ist
heute eigentlich kaum noch jemand sicher. Evaluierungen finden überall
statt.
Ob Kitas, Sprechstundenhilfen oder Metzgereien. Alles wird bewertet und
eingeordnet. Die Kickerinnen in Kanada aber genießen immer noch so eine Art
Dauerwelpenschutz. Ihr Sport wird klein gehalten.
Bei den Männern werden dagegen seit einer gefühlten Ewigkeit Noten
vergeben. Sie geben seit jeher Referenzwerte ab, anhand derer über
Leistungen diskutiert wird. Aber Noten für Kickerinnen sind beim Kicker
auch bei dieser WM ein Tabu.
Die TV-Kommentatoren scheuen sich ebenfalls vor Einzelkritik. „Das war eine
Mischung aus einem Pass und einem Schuss. Warum nicht?“, beschrieb kürzlich
mal wieder ein wohlwollender Mann am Mikrofon eine Spielszene in Kanada.
Wenn Saskia Bartusiak in der deutschen Innenverteidigung dilettiert,
übergeht man das nonchalant.
## Schweini als Vertreter der Moderne
Fußballexpertistisches wird nach wie vor an der Frage entlang verhandelt:
Werbung für den Frauenfußball? Ja oder nein? So wird Gendergerechtigkeit im
öffentlich-rechtlichen Raum dekliniert. Die Nationalspieler Bastian
Schweinsteiger und Lukas Podolski präsentiert man als Vertreter der
Moderne, weil sie der Ansicht sind, die WM in Kanada könne man sich
durchaus anschauen.
Wer sich mit dem Geschehen auf dem Platz auseinandersetzen will, muss sich
zu den Nerds begeben. Beim Taktikblog Spielverlagerung etwa werden
WM-Spiele nüchtern analysiert. Zwischen Männern und Frauen werden keine
Unterschiede gemacht. Schwächen ohne jegliche Schönfärberei als solche auch
benannt. Hier wird einfach nur über Fußball geschrieben. Warum nicht?
15 Jun 2015
## AUTOREN
DIR Johannes Kopp
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DIR Célia Sasic
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