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       # taz.de -- Internationaler Yoga-Tag: Mach mir den Hund
       
       > Millionen Menschen begehen den Welt-Yoga-Tag. Er wurde von Indiens
       > Premier Narendra Modi ins Leben gerufen – und ist umstritten.
       
   IMG Bild: Besser nicht hingucken. Welt-Yoga-Tag in Manila, Philippinen.
       
       Neu Delhi AP | Biegen, beugen, balancieren: Millionen Menschen weltweit
       haben am Sonntag erstmals den Internationalen Yoga-Tag gefeiert. In
       vorderster Reihe machte bei einer Massenveranstaltung in Neu Delhi der
       indische Premierminister Narendra Modi mit, der den Yoga-Tag bei den
       Vereinten Nationen beantragt hatte. Aber auch unter dem Eiffelturm in Paris
       saßen Tausende auf ihren Matten ebenso wie in Bangkok, Kuala Lumpur, Seoul,
       Peking, Manila und anderswo.
       
       In Dubai versuchte der 41-jährige Inder Ivan Stanley den längsten Kopfstand
       der Welt: Mit 61 Minuten hofft er auf einen Eintrag im Guinness-Buch der
       Rekorde. Die ersten 45 Minuten seien ein bisschen anstrengend gewesen,
       sagte er anschließend. Aber danach sei er völlig vergeistigt gewesen.
       
       Einen Eintrag im Guinness-Buch sollte auch das Massen-Yoga in Neu Delhi
       bringen, an dem nach offiziellen Angaben mehr als 35.000 Menschen
       teilnahmen. Schulkinder und Beamte, Hausfrauen und Soldaten, Minister und
       Diplomaten – alle legten ihre Matten auf der Hauptverkehrsstraße der
       indischen Hauptstadt aus und verbogen und verdrehten synchron ihre Körper
       in den traditionellen Übungen.
       
       Regierungschef Modi warb dabei für Yoga als Botschaft für eine
       spannungsfreie Welt und ein versöhnliches Zusammenleben. „Wir feiern nicht
       bloß einen Tag, sondern trainieren den menschlichen Verstand, um eine neue
       Ära des Friedens und der Harmonie zu beginnen“, sagte er. Modi hatte die
       Vereinten Nationen um den Internationalen Yoga-Tag gebeten. Die UN
       erklärten daraufhin den 21. Juni dazu.
       
       Nicht alle im Land fanden die Idee jedoch gut. Kritiker befürchten, dass
       Hindu-Nationalisten damit ihre Religion in Indien weiter festigen wollen.
       Muslime wandten sich gegen Ermahnungen der Regierung, an den öffentlichen
       Kursen teilzunehmen. Die Regierung strich die Übung „Sonnengruß“, weil
       Muslime an der göttlichen Verehrung der Sonne Anstoß nahmen. Auch der
       Hindu-Gesang „Om“ fiel aus. Christliche Gruppen zeigten sich enttäuscht,
       dass die Übungen genau zur Zeit der Sonntagsmesse gemacht wurden.
       
       ## Yoga an 30.000 Plätzen
       
       Manche kritisierten, wie viel Zeit und Geld die Regierung in den Yoga-Tag
       investiert habe. Allein in Modis Heimatstaat Gujarat wurden laut
       Behördenangaben Yoga-Übungen an fast 30.000 Plätzen abgehalten.
       
       In allen Hauptstädten der indischen Bundesstaaten, in Schulen,
       Universitäten, Regierungsbüros, Krankenhäusern und Firmen wurden die
       Veranstaltungen organisiert. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums
       sollten auch Soldaten auf dem Siachengletscher im Himalaya sowie die
       Besatzungen von Marineschiffen auf See mitmachen.
       
       Doch nicht nur Indien beging den Tag. In Taipeh rollten mehr als 2.000
       Teilnehmer ihre Matten aus und boten 108 Runden des Sonnengrußes dar. Der
       indische Pilot Fazel Shan schloss sich bei einem Zwischenstopp in Taiwan
       den dortigen Yoga-Fans an. „Ist es nicht beeindruckend?“, fragte er.
       „Schauen Sie sich doch nur die Zahl von Menschen an, die hier sind und
       darin aufgehen.“
       
       21 Jun 2015
       
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