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       # taz.de -- Kolumne B-Note: Basta-Politik im Fußball
       
       > Nur Frauen dürfen Frauen trainieren. Das ist reaktionär, denn es bedeutet
       > auch: Frauen dürfen keine Männer trainieren.
       
   IMG Bild: Frau unter Frauen: Bundestrainerin Silvia Neid.
       
       Der Deutsche Fußball-Bund hat seine Grundsätze. Fußballerinnen werden von
       Frauen trainiert. Und Fußballer von Männern. Basta. Diese Dekrete sind
       gültig von der A-Nationalmannschaft abwärts bis zur Auswahl der unter
       15-jährigen Mädchen und Jungen. So kommt es also, dass Silvia Neid das
       DFB-Team in Kanada coacht. Die U23 übt unter der Leitung von Ulrike
       Ballweg.
       
       Die U20 und U19 hören auf die Kommandos von Maren Meinert. Trainerin
       Anouschka Bernhard kümmert sich um die U17. Für noch jüngere Spielerinnen
       sind Carmen Holinka, Margret Kratz und Bettina Wiegmann zuständig. Und auch
       der neue Coach des A-Teams, der ab 2016 sein Amt antritt ist – natürlich –
       weiblich: Steffi Jones. Die hat zwar noch nie als Trainerin gearbeitet,
       aber das ist egal. Sie passt ins Raster.
       
       Die Trainerinnen-Quote des DFB liegt also bei 100 Prozent. Bei der WM in
       Kanada waren in der Vorrunde zwei Drittel der Coaches männlich. Die
       Deutschen gehen also mit gutem Beispiel voran, sollte man meinen. Wirklich?
       
       Dass Frauenfußballcoaching im DFB eine Domäne der Frauen ist, könnte
       heißen, dass es ein Überangebot von qualifizierten Trainerinnen gibt. Es
       könnte aber auch bloß bedeuten, dass diese beeindruckende Quote nur in der
       Nische des Frauenfußballs überhaupt möglich ist – und dort überbetont wird,
       weil es im Männerfußball undenkbar ist, dass eine Frau einen Bundesligaklub
       trainiert oder womöglich gar die Nationalmannschaft. Oder dass wenigstens
       ein paar Frauen im 55-köpfigen Vorstand des DFB sitzen.
       
       ## Die 1,8-Prozent-Quote
       
       Dort sitzt nur eine einzige Frau und die ist – eh klar – zuständig für den
       Frauen- und Mädchenfußball: Hannelore Ratzeburg. Macht einen Frauenanteil
       von 1,8 Prozent.
       
       Mit der Besetzung der Trainerposten, von N wie Neid bis W wie Wiegmann,
       muss also ein eklatantes Defizit innerhalb des DFB kaschiert werden. Je
       strikter sich der DFB im Bereich des Frauencoachings an seine
       100-Prozent-Quote hält, desto rückschrittlicher kann sich der Verband
       insgesamt gerieren.
       
       Der Öffentlichkeit wird in diesen Tagen der WM ein Musterverband
       vorgeführt, in dem aber in Wirklichkeit die bekannten alten, am
       Frauenfußball wenig interessierten Säcke das Sagen haben. Wolfgang
       Niersbach zum Beispiel, der große Männerfußballfreund.
       
       25 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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