# taz.de -- Flüchtlingsleichen im Kühlschrank: Sizilianischer Klinikchef suspendiert
> Wie Schlachtabfälle waren tote Menschen in einem Krankenhaus in Augusta
> gelagert worden. Die Betreibergesellschaft hat reagiert.
IMG Bild: Mittlerweile sind alle 17 Toten begraben. Sechs von ihnen auf dem Kommunalfriedhof von Siracusa
Berlin taz | Nach [1][einem taz-Bericht] über die unwürdige Lagerung der
Leichen von 17 Flüchtlingen in einem sizilianischen Krankenhaus sind dort
Konsequenzen gezogen worden: Am Montag teilte die regionale
Krankenhausgesellschaft ASP mit, dass der Direktor der kommunalen Klinik
von Augusta vorerst suspendiert sei, ein Disziplinarverfahren wurde
aufgenommen.
Zudem habe er den Vorgang an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Diese
soll prüfen, „ob strafwürdiges Verhalten vorliegt“, erklärte der
ASP-Direktor Salva Brugaletta. Im Krankenhaus der ostsizilianischen Stadt
Augusta dürfen bis auf Weiteres keine Leichen verwahrt werden.
Die 17 Migranten waren vermutlich am 29. Mai auf einem Boot vor der
libyschen Küste gestorben. Die Rechtsmediziner, die ihre Leichen
begutachtet haben, gehen davon aus, dass sie durch die Inhalation von
Treibstoffdämpfen nach einem Motorschaden gestorben sind. Über die
Identität der Toten ist nichts bekannt, vermutlich handelte es sich um
Eritreer.
Ein Mitarbeiter der deutschen Künstlergruppe [2][Zentrum für Politische
Schönheit] war bei Recherchen zufällig in die Leichenkammer gelangt, wo er
den geöffneten Kühlschrank fotografierte. Auf den Bildern war zu erkennen,
dass in Müllsäcke und Leinentücher eingehüllte Tote übereinander lagen wie
Schlachtabfälle. Bis zur Freigabe durch die Staatsanwaltschaft am 5. Juni
waren die Leichen fünf Tage lang so verwahrt worden. Nach Angaben der
Präfektur hat es nicht genügend Kühlschränke gegeben, um die Toten
angemessen zu verwahren.
Vergangene Woche hatte ASP die Verantwortung dafür noch der Präfektur in
der Provinzhauptstadt Siracusa zugeschoben. Doch die hat sich offenbar
gewehrt und der Klinikgesellschaft Druck gemacht.
„Solche Vorfälle können nicht toleriert werden“, meint
Krankenhausgesellschaftschef Salva Brugaletta mittlerweile. Es seien „alle
nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Würde der Leichname von Menschen
jeder Nationalität und ethnischer Herkunft zu gewährleisten“. Er bedauere,
dass der „Einzelfall die großen Anstrengungen beschädigt“, die das
Gesundheitswesen der Region Sizilien unternehme.
Die Landungen Zehntausender Migranten in der Provinz haben eine „absolute
Ressourcenknappheit“ zur Folge, gleichwohl zeige die „gesamte Region ein
Gefühl der Menschlichkeit und der Solidarität gegenüber den Migranten“ so
ASP-Chef Brugaletta.
22 Jun 2015
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DIR Christian Jakob
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