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       # taz.de -- Kommentar Verhafteter Journalist: Es ist ekelhaft
       
       > Mit der Verhaftung von Ahmad Mansur macht sich die BRD als Rechtsstaat
       > unglaubwürdig. Daran ändert auch seine Freilassung nichts mehr.
       
   IMG Bild: Für die Meinungsfreiheit: Ein Mann hat auf einer Unterstützer-Demo für Mansur seinen Mund überklebt.
       
       Öffentlichkeit und Medien haben sich an vieles gewöhnt. Zum Beispiel daran,
       dass [1][Diktatoren in Deutschland] nicht mehr befürchten müssen, auf
       Menschenrechtsverletzungen in ihren Ländern angesprochen zu werden. Die
       Festnahme des [2][Fernsehjournalisten Ahmad Mansur] in Berlin ist dennoch
       eine neue Qualität der Mißachtung von Menschenrechten. Aus mehreren
       Gründen.
       
       Zum einen deshalb, weil es ein Unterschied ist, ob man zu der Verletzung
       von Menschenrechten lediglich schweigt – was schlimm genug ist – oder ob
       man sich aktiv daran beteiligt. Der Fall von Mansur konnte kein gutes Ende
       mehr nehmen. Selbst wenn er sofort nach seiner Festnahme mit einer
       offiziellen Entschuldigung deutscher Stellen hätte ausreisen können: Der
       angerichtete Schaden war nicht mehr gutzumachen. Daran ändert jetzt auch
       seine Freilassung nichts mehr.
       
       Die Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik als Rechtsstaat ist dahin, wenn
       Journalisten befürchten müssen, dass sie an Regierungen ausgeliefert
       werden, die nicht einmal mehr so tun, als räumten sie der Meinungs- und
       Versammlungsfreiheit irgend einen Stellenwert ein. Für die ägyptische
       Regierung gilt das. In Kairo sind Leute festgenommen worden, weil sie in
       einem Café über Politik geredet haben.
       
       Etwas anderes kommt hinzu. Es ist nicht vorstellbar, dass dem
       [3][australischen Journalisten Peter Greste] dieselbe Unbill hätte
       widerfahren können wie Ahmad Mansur. Ein Australier, der von Deutschland an
       Ägypten ausgeliefert wird? Undenkbar.
       
       Dabei arbeiten sowohl Greste wie Mansur für den arabischen Sender
       Al-Dschasira, beide wurden ohne Beweise wegen einer Berichterstattung, die
       angeblich die „nationale Sicherheit“ gefährdete – ein Gummiparagraph, unter
       den alles fallen kann - zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
       
       Der Unterschied: Greste hatte das Pech, in Kairo zu sein, Mansur wurde in
       Abwesenheit verurteilt. Und geriet erst in Gefahr, als er nach Berlin
       reiste. Greste wäre hier in Sicherheit gewesen. Die Festnahme von Ahmad
       Mansur war deshalb nicht nur ein Verstoß gegen die Menschenrechte, sondern
       auch rassistisch. Das ist ekelhaft.
       
       22 Jun 2015
       
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