# taz.de -- Bericht über Luxuswohnungen in Türkei: Reporterin soll 23 Jahre in den Knast
> Sie berichtete über günstige Edelwohnungen für Richter und Staatsanwälte,
> dafür soll eine türkische Journalistin lange ins Gefängnis. Der Prozess
> steht noch bevor.
IMG Bild: Die Reporterin Canan Coskun von der Oppositionszeitung Cumhuriyet hatte über verbilligte Luxuswohnungen für Richter und Staatsanwalte berichtet.
Istanbul afp | Die türkische Justiz hat mehr als 23 Jahre Haft für eine
Journalistin gefordert, die über angeblich verbilligte Luxuswohnungen für
regierungstreue Richter und Staatsanwälte berichtet hatte. Mit dem Bericht
habe die Reporterin Canan Coskun von der Oppositionszeitung Cumhuriyet die
genannten Justizvertreter beleidigt, heißt es in der Anklageschrift, wie
Coskuns Zeitung am Mittwoch meldete. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu
23 Jahre und vier Monate Haft für die Journalistin. Der Prozess beginnt am
12. November.
In ihrem Bericht vom Februar berichtete Coskun über erhebliche
Preisnachlässe für einige Richter und Staatsanwälte beim Kauf von Wohnungen
einer staatlichen Wohnungsbaugesellschaft. Von den günstigen Preisen
profitierten demnach unter anderem drei Richter, die die Einstellung von
Korruptionsermittlungen gegen vier Ex-Minister der Regierung des damaligen
Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan
anordneten.
Kritiker im In- und Ausland werfen Erdogan und seiner Regierungspartei AKP
vor, die Pressefreiheit immer weiter einzuschränken und die Justiz zur
Verfolgung von Kritikern zu instrumentalisieren.
Seit seinem Amtsantritt als Präsident im vergangenen Jahr hat Erdogan
mehrere Dutzend Journalisten und Aktivisten wegen Beleidigung angezeigt.
Erdogan prozessiert auch gegen Cumhuriyet-Chefredakteur Can Dündar, den er
wegen Berichten über illegale Waffenlieferungen an syrische Rebellen ins
Gefängnis bringen will.
24 Jun 2015
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