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       # taz.de -- Kommentar Netzneutralität: Überholspur für Konzerne
       
       > Die Netzneutralität wird über die Zukunft des Internet entscheiden. Aber
       > die geplanten EU-Regeln zum digitalen Binnenmarkt gehen in die falsche
       > Richtung.
       
   IMG Bild: Da darf nicht jeder seine Daten durchschicken.
       
       Sogar in den USA – sonst nicht gerade das Zentrum des Verbraucherschutzes –
       haben sie es schon verstanden. Vor wenigen Wochen sind dort die Regeln für
       Netzneutralität in Kraft getreten. Internet-Anbieter sind nun verpflichtet,
       sämtliche transportierte Daten gleich zu behandeln. Nichts mit
       Überholspuren für Besitzer von dicken Geldbeuteln.
       
       Umso erstaunlicher, [1][dass die EU es nicht auf die Reihe kriegt]. In den
       in Kürze zu Beschluss stehenden Regeln zum digitalen Binnenmarkt zeichnet
       sich sogar das Gegenteil ab. Statt die Chance zu nutzen, die
       Netzneutralität endlich gesetzlich zu verankern, sind im aktuellen Entwurf
       mehr Einschränkungen als Vorgaben drin. Stattdessen erzählen die Verhandler
       überall herum, dass die Roaming-Gebühren – ab 2017 dann aber wirklich –
       fallen sollen.
       
       Klar, sowohl Roaming-Gebühren als auch Netzneutralität sind Themen, bei
       denen die Telekommunikationskonzerne nicht Hurra schreien. Doch es sieht
       danach aus, als wird das wichtige, aber schwierige Thema einem geopfert,
       mit dem sich zumindest billig Wählersympathien erspielen lassen.
       
       Denn es ist keineswegs übertrieben zu sagen, dass das Vorhandensein von
       Netzneutralität über die Zukunft des Internet entscheiden wird. Darüber, ob
       irgendwann nur noch große Konzerne Inhalte anbieten – die, die es sich
       leisten können, für die bevorzugte Durchleitung ihrer Daten zu zahlen.
       
       Darüber, ob Internet-Anbieter zusätzlich bei den Verbrauchern abkassieren
       können, wenn sie nicht nur die Angebote nutzen wollen, die ihnen ihr
       Provider selbst bereitstellt. Darüber, ob Initiativen, NGOs,
       nicht-kommerzielle und private Inhalte-Anbieter, die kein Geld haben, für
       Überholspuren zu zahlen, überhaupt noch im Netz wahrnehmbar sein werden.
       
       Es geht also um Vielfalt, um Zugang, um Gleichbehandlung. In einer
       Demokratie sollte das nicht so ganz unwichtig sein.
       
       25 Jun 2015
       
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