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       # taz.de -- „Po-Gefummel“ beim Fußball: Was macht der denn da?
       
       > Chiles Jara steckt seinen Finger in Anus-Nähe eines Gegners. Die mediale
       > Berichterstattung darüber zeigt, wie verklemmt wir über Anales sprechen.
       
   IMG Bild: Keine Angst!
       
       Chile besiegt Uruguay bei der Copa America und zieht ins Halbfinale ein.
       Doch das Fußballerische rückt bei vielen Medien am Donnerstag in den
       Hintergrund. Denn in der 61. Minute steckt Chiles Gonzalo Jara seinen
       rechten Mittelfinger [1][in die Nähe des Anus von Uruguays Edinson Cavani].
       
       Der Vorfall löst bei vielen – männlichen – Journalisten offensichtlich
       Urängste und Beklemmungen aus. [2][Bei RP-Online] umschreibt ein Redakteur
       den Anus mit „Gesäßöffnung“, die Jara mit dem Mittelfinger „ausgiebig
       berührte“. [3][Sportbild schreibt,] dass Jara „den Stürmer etwas
       gründlicher untersucht“ habe und Eurosport berichtet vom „Tätscheln am
       Allerwertesten“. [4][Bei Bild.de] rettet man sich in Wortspiele. Von der
       „hinterhältigen Attacke“ ist die Rede, vom „Po-Gefummel“ und „schmutzigsten
       Foul des Jahres“, das „zum Himmel stinkt“. [5][Und Sport1 schreibt], dass
       Jara provozierte, „indem er ihn an einer Stelle anfasste, wo niemand
       angefasst werden will“.
       
       Woher hat der Autor diese Gewissheit? Wie traurig muss sein Sexleben sein?
       Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen werden sehr gerne am Anus berührt
       oder gar dort penetriert. Von Fingern, Zungen, Dildos und Penissen.
       Schwulen, Frauen und ja, wirklich – auch einigen heterosexuellen Männern
       gefällt das.
       
       Der verklemmte Umgang mit allem Analen ist tief in der Kindheit verankert.
       Der Anus ist schmutzig, da kommt Kacka raus, den berührt man nicht. Und
       später leckt und penetriert man ihn nicht. Analverkehr rüttelt an den
       Grundfesten konservativer Sexualmoral. Es ist nutzloser Sex, dient nicht
       der Reproduktion, sondern nur dem Spaß.
       
       „Mein Arsch bleibt Jungfrau“ ist ein Klassiker der heterosexuellen
       Selbstvergewisserung. Und auch die Sprache transportiert das Tabu. Der
       „Allerwerteste“ weist auf die Unantastbarkeit des Anus hin. Denn nichts
       scheint Heteromänner mehr zu ängstigen, als Übergriffe auf eben diesen.
       Nicht ist schlimmer, als die bloße Vorstellung in diesen gefingert – oder
       gar gefickt zu werden.
       
       25 Jun 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.youtube.com/watch?v=NV-OwBnyC0M
   DIR [2] http://www.rp-online.de/sport/fussball/international/copa-america-sexuelle-belaestigung-von-gonzalo-jara-sehen-sie-selbst-aid-1.5191800
   DIR [3] http://sportbild.bild.de/fussball/international/international/chile-uruguay-cavani-sieht-rot-nach-jara-attacke-41499036.sport.html
   DIR [4] http://www.bild.de/sport/fussball/copa-america/wird-opfer-boeser-finger-attacke-41499314.bild.html
   DIR [5] http://www.sport1.de/internationaler-fussball/2015/06/copa-america-gastgeber-chile-bezwingt-im-viertelfinale-uruguay
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Paul Wrusch
       
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