URI: 
       # taz.de -- Kriegsverbrechen in Bosnien: Vergewaltigte wird entschädigt
       
       > Zwei serbische Soldaten, die sich im Bosnien-Krieg an einer 14-Jährigen
       > vergangenen hatten, müssen jeweils für zehn Jahre ins Gefängnis.
       
   IMG Bild: Der Friedhof für den Genozid von Srebrenica in Potočari. Auch in der ehemaligen UN-Schutzzone waren Vergewaltigungen an der Tagesordnung.
       
       SARAJEVO taz | Zum ersten Mal hat das für Kriegsverbrechen zuständige
       Gericht des Gesamtstaats Bosnien und Herzegowina einer Frau, die während
       des Krieges in den 90er Jahren vergewaltigt worden war, eine Entschädigung
       zugesprochen. Die Soldaten Bosiljko Markovic und Ostoja Markovic wurden
       wegen der Vergewaltigung der damals 14-Jährigen im Dorf Orahova am Mittwoch
       zu je zehn Jahren Haft verurteilt. Zudem müssen sie dem Opfer umgerechnet
       13.520 Euro Entschädigung zahlen.
       
       Bei einigen vorausgegangenen ähnlichen Verfahren hatte das Gericht von den
       Opfern gefordert, teure zivilrechtliche Verfahren anzustrengen, was die
       meisten von ihnen verweigerten. Sie hätten dann ihre Identität preisgeben
       müssen. Zudem waren die Erfolgsaussichten bei diesen Verfahren minimal.
       
       Die beiden Angeklagten wurden nach dem jugoslawischen Strafrecht
       verurteilt, das 1992 noch in Bosnien und Herzegowina galt. Richter Saban
       Maksumic erklärte zu dem zum Strafmaß, „ das Gericht hält das Urteil von
       zehn Jahren für jeden der Angeklagten für angemessen. „Es wird eine klare
       Botschaft an jene Vergewaltiger aussenden, dass ihre Tat nicht ungesühnt
       bleiben wird.“
       
       Die beiden Angeklagten hatten der Kotor-Varos-Brigade der serbischen Armee
       in Bosnien und Herzegowina angehört, die damals große Teile des Landes
       unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Sie waren direkt an der Eroberung des
       vor allem von Kroaten bewohnten Dorfs Orahova im Norden Bosniens am 28.
       Juni 1992 beteiligt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die
       Angeklagten das kroatische Mädchen an diesem Tag mehrmals vergewaltigt und
       es später zum Oralsex gezwungen hatten.
       
       ## Serbischer Nationalfeiertag
       
       Die Verteidigung hatte darauf verzichtet, auf die damalige Indoktrinierung
       der serbischen Soldaten und die hasserfüllte Medienkampagne hinzuweisen,
       die für die Täter entlastend hätte sein können.
       
       Der Tag der Tat, der 28. Juni ist serbischer Nationalfeiertag und erinnert
       an die nach serbischer Ansicht verlorene Schlacht der serbischen Ritter
       gegen die Türken in Kosovo Polje 1389. Während des Bosnien-Kriegs wurden
       serbische Soldaten aufgefordert, Rache an den „Ustaschen“ – der kroatischen
       Volksgruppe – und den „Türken“ (muslimische Bevölkerung ) zu üben. General
       Ratko Mladic forderte vor dem Genozid in Srebrenica seine Soldaten auf,
       Vergeltung für die Schlacht von Kosovo Polje 1389 zu üben.
       
       Nichtregierungsorganisationen in Bosnien und Herzegowina begrüßten das
       Urteil, die schweizerische NGO Trial sprach von einem „historischen“
       Urteil, das für die fast 50.000 Opfer wegweisend sein könne.
       
       25 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erich Rathfelder
       
       ## TAGS
       
   DIR Bosnien und Herzegowina
   DIR Srebrenica
   DIR Kriegsverbrechen
   DIR Serbien
   DIR Papst Franziskus
   DIR Papst Franziskus
   DIR Geschichtsaufarbeitung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Zoff zwischen Bosnien und Serbien: Serbiens Präsident ist unerwünscht
       
       Ein Besuch von Tomislav Nikolic in Sarajevo findet nicht statt. Grund ist
       die Festnahme des Ex-Kommandeurs der Verteidiger von Srebrenica.
       
   DIR Der Papst in Bosnien und Herzegowina: Franziskus will eine Kultur des Dialogs
       
       Bei seinem eintägigen Besuch in dem dreigeteilten Land tritt Papst
       Franziskus für Frieden und ein religiöses Miteinander ein.
       
   DIR Regierungskrise in Bosnien: Koalition geplatzt
       
       Sozialdemokrat Komsic reagiert mit seinem Rückzug auf Vetternwirtschaft.
       Das verpasst auch EU-Hoffnungen auf Reformen einen Dämpfer.
       
   DIR Nachruf auf Holm Sundhaussen: Die Zwischentöne Sarajevos
       
       Der Historiker Sundhaussen war prägend für die Debatten um Nationalismus
       und Chancen in Exjugoslawien. Auch vor Provokantem scheute er nicht zurück.