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       # taz.de -- Kommentar Bruch mit Griechenland: Zynische Euroretter
       
       > Griechenland taumelt auf den Euro-Ausstieg zu und die Euroretter wissen
       > nicht mehr weiter. Sie hoffen nun, dass die EZB das Land rettet.
       
   IMG Bild: Gescheiterte Retter: Wolfgang Schäuble und die anderen Finanzminister der Eurogruppe.
       
       Seit Monaten wird über einen möglichen Bruch zwischen Griechenland und
       seinen Gläubigern spekuliert. Schon im Januar streute die Bundesregierung
       das Gerücht, ein Grexit sei kein Problem, man habe alles im Griff. Noch am
       vergangenen Freitag betonte Kanzlerin Merkel, ein „Plan B“ sei kein Thema.
       Doch nun ist der Ernstfall eingetreten, und siehe da: Die Euroretter sind
       ratlos.
       
       Statt sofort einen Krisengipfel der Staats- und Regierungschefs
       einzuberufen, wie es früher einmal üblich war, haben sie den Bruch mit
       Griechenland wie einen Verwaltungsakt durchgewinkt. Statt einen Fahrplan
       für einen geordneten Ausstieg aus dem gescheiterten Hilfsprogramm
       vorzulegen, haben sie an Athen appelliert, für Stabilität im Finanzsystem
       zu sorgen.
       
       Das ist etwa so, als würde man einem Schwerverletzten die Notbeatmung
       abstellen und ihn dann noch bitten, für frische Luft zu sorgen. Zynisch
       klingt auch die Beteuerung, man wolle Griechenland trotz allem unbedingt im
       Euro halten. Das sagten die Finanzminister nur wenige Minuten, nachdem sie
       ihren Kollegen Varoufakis ein für alle Mal aus dem Raum
       herauskomplimentiert hatten.
       
       Die bittere Wahrheit: Griechenland taumelt auf den ungeordneten Ausstieg
       aus dem Euro zu. Der Grexit wird nicht nur Hellas erschüttern, sondern ganz
       Europa. Wenn es dumm läuft, erleben wir den europäischen Lehman-Moment. Als
       die Amerikaner 2008 die Investmentbank Lehman Brothers pleitegehen ließen,
       dachten sie auch, das sei nur ein Verwaltungsakt.
       
       Nun kann nur noch die Europäische Zentralbank das Schlimmste verhindern,
       EZB-Chef Draghi muss – wie auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2012 – für die
       Politik die Kohlen aus dem Feuer holen. Dieselben, die Griechenland eben
       noch fallen ließen, hoffen nun, dass Draghi das Land doch noch rettet. Das
       ist Zynismus pur.
       
       29 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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