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       # taz.de -- Vorstoß im EU-Parlament: Große Koalition für TTIP
       
       > Martin Schulz legt einen neuen Vorschlag zum Freihandelsabkommen vor. Die
       > Grünen beklagen ein „Täuschungsmanöver“.
       
   IMG Bild: Parlamentspräsident Martin Schulz sucht den Kompromiss mit Konservativen bei TTIP
       
       Berlin taz | EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) greift mit einem
       eigenen Vorschlag in die Debatte über das Freihandelsabkommen TTIP ein, um
       die Mehrheit für eine Stellungnahme in Straßburg zu schmieden. Sein Vorstoß
       zu den umstrittenen privaten Schiedsgerichten ist für Konservative
       annehmbar, für Kritiker des zurzeit verhandelten Abkommens zwischen USA und
       EU nicht.
       
       Mit TTIP soll der größte Wirtschaftsraum der Welt entstehen. Vor allem die
       vorgesehenen privaten Schiedsgerichte, vor denen Investoren gegen Staaten
       klagen können, sorgen für Protest, auch in der sozialdemokratischen
       Fraktion des Europäischen Parlaments. Schulz’ Vorschlag sieht vor, die
       Schiedsgerichte durch „ein neues System“ für Investorenklagen zu ersetzen.
       Bei der Sitzung der sozialdemokratischen Fraktion am Mittwoch stimmten 56
       Abgeordnete für den Vorschlag, 34 dagegen. Keiner enthielt sich.
       
       Der Vorstoß ist offenbar mit den Konservativen abgestimmt. „Wir gehen davon
       aus, dass die Konservativen damit leben können“, heißt es in der
       sozialdemokratischen Fraktion.
       
       Die Grünen können das nicht. Das sei kein Kompromissvorschlag, erklärte der
       grüne Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer. „Es handelt sich vielmehr um
       ein weiteres Täuschungsmanöver“, sagte er. Statt allgemeiner Bekenntnisse
       sei die Klarstellung erforderlich, dass Investorenklagen ausgeschlossen
       werden. Mit Schulz’ Vorschlag seien die nicht vom Tisch, sagte die grüne
       Europaabgeordnete Ska Keller. „Die Formulierung ‚neues System‘ ist zu vage,
       das kann alles sein.“
       
       ## Nächste Verhandlungsrunde beginnt im Juli
       
       Ursprünglich sollte das Parlament am 10. Juni eine Stellungnahme zu TTIP
       verabschieden. Schulz hatte den Punkt mangels Mehrheit von der Tagesordnung
       genommen und an den Handelsausschuss zurückgegeben. Der hatte die Anträge
       am Montag ohne Diskussion ans Plenum zurücküberwiesen. Am Donnerstag
       entscheiden Schulz und die Vorsitzenden der Fraktionen, ob TTIP in der
       kommenden Woche auf die Tagesordnung kommt. Am 13. Juli beginnt die nächste
       Verhandlungsrunde zwischen EU und USA.
       
       Auch außerparlamentarische Kritiker lehnen Schulz’ Kompromiß ab. Es sei
       enttäuschend, dass Schulz versuche, die tiefgreifenden Differenzen zum
       Investorenschutz im Europäischen Parlamant zu kaschieren, um die Große
       Koalition dort zu erhalten, sagte Ernst-Christoph Stolper, Sprecher der
       europäischen Bürgerinitiative Stopp TTIP. Auch in anderen Punkten müsse der
       vorliegende Entwurf der Resolution geändert werden, forderte er. Das gelte
       etwa für Passagen, die den Klimaschutz und die Energiewende aushebeln.
       
       1 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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