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       # taz.de -- Mieten im Vergleich: Kampf gegen Online-Kontrolle
       
       > Mieterverein bietet im Internet eine Mietpreisprüfung an, samt
       > Beschwerdeformular – Grundeigentümer wollen dagegen vorgehen.
       
   IMG Bild: Ohne Mietpreisbremse: Altbauwohnung nach „umfassender Sanierung“
       
       Hamburg taz | Die flächendeckende Einführung der Mietpreisbremse konnten
       die Grundeigentümer nicht verhindern. Aufgeben wollen sie trotzdem nicht
       und kündigten nun an, vor Gericht zu ziehen. Nicht gegen die
       Bundesregierung, die das Gesetz beschlossen hat, und auch nicht gegen den
       Hamburger Senat, der es umgesetzt hat, sondern gegen den Mieterverein zu
       Hamburg. Der nämlich hat ein [1][Online-Tool auf seiner Homepage], das den
       Grundeigentümern gewaltig gegen den Strich geht.
       
       Mit Hilfe der Funktion können MieterInnen errechnen, ob ihre Miete mehr als
       zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegt. Wenn das der Fall ist,
       werden sie direkt zu einem Formular weitergeleitet, dass sie ausfüllen und
       damit ihreN VermieterIn rügen können.
       
       Denn erst so kommt das Gesetz, das die Mieten begrenzen soll, zur
       Anwendung: Die MieterInnen müssen selbst herausfinden, ob sie zu viel
       zahlen, können dann ihreN VermieterIn rügen und die Einhaltung der
       Mietpreisbremse fordern. Erst ab dem Zeitpunkt der Rüge wird die
       Maximalbegrenzung von zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete
       wirksam.
       
       „Völlig hirnrissig“, findet das der Vorsitzende des
       Grundeigentümerverbands, Heinrich Stüven. Die ortsübliche Vergleichsmiete
       zu ermitteln, sei nicht einfach, und das Online-Ermittlungsverfahren viel
       zu pauschal, argumentierte er. Für verschiedene Wohnungen in
       unterschiedlicher Lage einfach einen Mittelwert geltend zu machen, sei
       sachlich falsch.
       
       Am Donnerstag hatte der Grundeigentümerverband dem Mieterverein eine
       Abmahnung erteilt und ihn aufgefordert, die Funktion bis Freitagabend um 24
       Uhr offline zu nehmen. Anderenfalls kündigten die Grundeigentümer an, am
       Montag vor Gericht zu ziehen.
       
       Der Mieterverein hingegen denkt nicht daran, das Tool abzuschalten und gab
       sich „schockiert und erschüttert“ angesichts der drohenden Klage. „Wir sind
       uns keiner Schuld bewusst“, sagte deren Vorsitzender Sigmund Chychla. „Im
       Gegenteil – wir kommen nur unserer satzungsmäßigen Pflicht nach, die
       MieterInnen zu informieren.“
       
       Bei dem errechneten Mittelwert handele es sich nur um eine „grobe
       Einschätzung“, nicht um einen präzisen Wert. Außerdem bestehe von Seiten
       des Mietervereins kein Interesse an einem Konfrontationskurs mit den
       GrundeigentümerInnen, erklärte Chychla und forderte den
       Grundeigentümerverband auf, stattdessen konstruktive Vorschläge zur
       Verbesserung des Tools machen.
       
       „Wir haben lediglich ein Instrument der Transparenz geschaffen, das
       MieterInnen und VermieterInnen helfen soll, sich an das Gesetz zu halten“,
       so der Vorsitzende des Mietervereins.
       
       Das Tool, das für so viel Aufregung sorgt, ist nicht neu. In verschiedenen
       Versionen kann man auf anderen Internetseiten, darunter auch auf
       hamburg.de, schon lange berechnen, ob die eigene Miete auf dem gängigen
       Niveau liegt. Exklusiv hat der Mieterverein allerdings die direkte
       Weiterleitung zu dem Rüge-Formular.
       
       Der Mietrechtsverein „Mieter helfen Mietern“ beispielsweise geht da
       vorsichtiger vor und liefert den NutzerInnen kein Ergebnis, sondern prüft
       die Informationen und meldet sich dann per Anschreiben bei den MieterInnen
       mit einer Empfehlung zum weiteren Vorgehen.
       
       5 Jul 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://mietpreisbremse-check.mieterverein-hamburg.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Schipkowski
       
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