# taz.de -- Landesmitgliederversammlung der Grünen: Bücking wird nie Bausenator
> Der grüne Ex-Ortsamtsleiter Robert Bücking bleibt auf der Strecke und den
> Campus Ohlenhof wollen die Grünen irgendwie doch noch retten.
IMG Bild: Joachim Lohse und die grünen Landesmitglieder verfolgen Robert Bückings Bewerbungsrede
BREMEN taz | Mit triumphalen Ergebnissen für Umweltsenator Joachim Lohse
und Sozialsenatorin Anja Stahmann und einem Dämpfer für Finanzsenatorin
Karoline Linnert hat die Landesmitgliederversammlung der Grünen am
Samstagnachmittag die SenatskandidatInnen des Landesvorstands bestätigt.
Zuvor hatte sie ohne Gegenstimmen das Projekt „Campus Ohlenhof“ entgegen
der Erklärung im Koalitionsvertrag auf Wiedervorlage gesetzt: Das rot-grüne
Vertragswerk für die neue Legislatur hatte das seit vier Jahren mit breiter
Bürgerbeteiligung in Gröpelingen geplante Schulneubauprojekt im Kapitel
Finanzen lapidar beerdigt: „Der neue Campus der Schule Ohlenhof wird nicht
gebaut“, steht da. Die für das auch städtebaulich relevante Projekt
vorgesehenen Bundesmittel würden „komplementiert“, heißt es weiter.
## Nachts überrumpelt
Tatsächlich sei man in dieser Frage „in der letzten Nacht der
Verhandlungen, als es ums Thema Finanzen ging“ überrumpelt worden, räumte
Landesvorsitzende Henrike Müller ein. „Wir waren nicht im Bilde über die
Auswirkungen der Entscheidung.“ Das Nein zum Campus bedeutet auch das Ende
der Oberschule Ohlenhof selbst. Dabei fehlen im Bremer Westen Schulplätze.
Den Koalitionsvertrag deshalb nicht unterzeichnen war keine Option: Zu froh
ist man übers darin fixierte Nein zur Unterweservertiefung und den der SPD
abgerungenen Verzicht auf die Feldmarkbebauung in Osterholz: „All‘ das wäre
in einer großen Koalition gekommen“, stellte die neue Fraktionsvorsitzende
Maike Schaefer klar, und dass es wichtig ist, mitzuregieren. Mit Blick auf
den Westen wurde daher beschlossen, dem Senat „bis Herbst diesen Jahres ein
Entwicklungskonzept zur Stärkung des Bildungsstandorts Gröpelingen“
abzuverlangen – und dabei die für erledigt erklärten „bisherigen
Überlegungen für den Campus Ohlenhof einzubeziehen“. Der Koalitionsvertrag
bekam eine Zustimmung von 85,4 Prozent.
Ein Wert, von dem Spitzenkandidatin Karoline Linnert derzeit nur träumen
kann: Sie erhielt mit 75,6 Prozent ein schwächeres Resultat als Joachim
Lohse, der sich, anders als sie, einem Gegenkandidaten hatte stellen
müssen: Robert Bücking, bis vor kurzem Ortsamtsleiter in Mitte Östliche
Vorstadt, hatte moniert, dass die Grünen für einen Neuanfang auch neues
Personal im Senat bräuchten – nämlich ihn.
Während Amtsinhaber Lohse mit einer unerwartet kämpferischen, zugleich sehr
projektbezogenen Rede überraschte, gelang es Bücking in seiner
zehnminütigen ersten Bewerbungsansprache nicht, zu klären, was er als
Senator zu tun vorhätte. Also welche Impulse und welche Themen er dadurch
setzen würde, außer eben Senator zu sein.
„Über Inhalte“, brachte es die bisherige Abgeordnete Linda Neddermann
erfrischend deutlich auf den Punkt, „habe ich nichts gehört in deiner
Rede.“ Die personelle Erneuerung der Grünen aber könne er nach 20 Jahren
als Ortsamtsleiter nicht glaubwürdig verkörpern. Dafür stehe doch wohl eher
der jetzige Amtsinhaber Lohse, der vor vier Jahren nach Bremen geholt
wurde.
## Grenzen des Ich
Noch schärfer war die Absage vom Elder Statesman Hermann Kuhn: „Es geht
nicht ohne Ego in der Politik“, räumte der zwar ein – machte aber klar,
dass es auch etwas jenseits davon geben müsse. „Du denkst und redest zu
viel über dich.“
Nach seiner zweiten, völlig entgleisenden Rede waren 38 Ja-Stimmen für
Bücking fast noch schmeichelhaft: Während Lohse versuchte, auf die Kritiker
des Offshore-Terminals einzugehen, belehrte Bücking die Versammlung im
Stile eines US-Fernsehpredigers, dass sie falsch liege. Er habe nicht über
sich gesprochen.
12 Jul 2015
## AUTOREN
DIR Benno Schirrmeister
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