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       # taz.de -- Papst auf Lateinamerika-Tour: Angst vor Bedeutungsverlust
       
       > Papst Franziskus ist derzeit in Bolivien. Zudem besucht er ein vom
       > Vatikan organisiertes Treffen der sozialen Volksbewegungen.
       
   IMG Bild: Mit Sombrero: Franziskus in Bolivien.
       
       BUENOS AIRES taz | Es sind die Bilder von den Messen mit den
       Hunderttausenden und den Fahrten im Papamobil, die sich bei allen
       Papstreisen medial in den Vordergrund schieben. Dass Papst Franziskus dabei
       immer für Überraschendes gut ist, hat sich herumgesprochen. Bei seinem
       Besuch in Bolivien ist dies kaum anders.
       
       Auch die markigen Worte, mit denen sich der Papst und Präsident Evo Morales
       begrüßten, sind für die Galerie. „Deine Regierung ist korrupt“, „deine
       Amtskirche kolonisiert“ lauten die ausgetauschten Höflichkeiten. Doch der
       Argentinier Bergoglio und der Bolivianer Morales verstehen sich besser, als
       viele glauben machen wollen. Die beiden haben in Umweltfragen ähnliche
       Ansichten.
       
       Zum Papstbesuch wurde vom Vatikan das zweite weltweite Treffen der sozialen
       Volksbewegungen organisiert. Ein Themenschwerpunkt ist dabei
       „Ernährungssouveränität, transgene Pflanzen und Saatgut“, ein Thema, das
       vor allem die kleinbäuerliche Landbevölkerung umtreibt. Dazu werden 40
       Delegationen aus vier Kontinenten tagen.
       
       „Zum ersten Mal spüre ich, dass ein Papst uns mit seinen Botschaften von
       Gerechtigkeit und Frieden begleiten kann, aber mit Frieden mit sozialer
       Gerechtigkeit“, sagte Morales am Dienstag in seiner Eröffnungsrede. Papst
       Franziskus wird am Freitag als Schlussredner erwartet.
       
       ## Handschrift des Papstes
       
       Das Treffen trägt eindeutig die Handschrift des Papstes: Der will damit
       auch das verlorene Terrain bei den Basisorganisationen der Armen,
       Landlosen, Kleinbauern und indigenen Gemeinschaften zurückgewinnen. Die
       Abwanderung der Gläubigen zu evangelikalen Glaubensgruppierungen hält
       gerade in Lateinamerika unvermindert an. Daran haben alle Besuche und
       Großauftritte seiner Amtsvorgänger nichts geändert. Sollte der Trend nicht
       gestoppt werden, wird die einstmals mächtige und einflussreiche katholische
       Kirche in Lateinamerika zu einer Minderheitenreligion.
       
       Das erste Treffen fand im Oktober 2014 in Rom statt. „Wir haben uns hier
       getroffen, um auf der Grundlage dreier Achsen – Land, Arbeit und Wohnen –
       die großen Probleme und Herausforderungen der menschlichen Familie
       (speziell Ausschluss, Ungleichheit, Gewalt und Umweltkrise) aus der
       Perspektive der Armen und ihrer Organisationen zu diskutieren“, heißt es in
       der Abschlusserklärung.
       
       Teilgenommen hatten damals über 100 Vertreter von Basisorganisationen von
       allen Kontinenten, am stärksten vertreten waren Afrika und Lateinamerika.
       Von dort kam mit Evo Morales der prominenteste Gast.
       
       10 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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