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       # taz.de -- Importe aus Griechenland: Waren kommen gut an
       
       > Griechenland liefert vor allem landwirtschaftliche Produkte nach
       > Deutschland. Die Nachfrage steigt hierzulande.
       
   IMG Bild: Sehr beliebt: Oliven von der Halbinsel Peloponnes
       
       Berlin taz | Es gibt noch gute Nachrichten aus der griechischen Wirtschaft:
       Die Ölivenölproduktion brummt. Mit geschätzten 300.000 Tonnen liegt sie in
       diesem Jahr 50 Prozent über der des Vorjahres. „Die Nachfrage nach
       griechischen Ölivenöl ist sehr hoch“, sagt Tryfon Kolitsopoulos von der
       Deutsch-Hellenistischen Wirtschaftsvereinigung. Die Olivenernte in Italien
       und Spanien ist sehr schlecht ausgefallen, davon profitieren die Hersteller
       auf der anderen Seite des Mittelmeers.
       
       Kolitsopoulos ist Unternehmensberater in Bonn und hilft griechischen
       Firmen, die Waren nach Deutschland ausführen. Das sind vor allem
       landwirtschaftliche Erzeugnisse, denn Industrieprodukte gibt es wenig. Zu
       den Ausnahmen gehören Aluminium und Sonnenkollektoren für Solarthermie. Der
       Anteil des Land-, Forst- und Fischsektors am griechischen
       Bruttoinlandsprodukt liegt bei unter 4 Prozent, selbst die Verdoppelung
       würde die wirtschaftlichen Problem nicht lösen.
       
       „Aber diese Produkte sind für viele Menschen eine Möglichkeit, einen Ausweg
       aus der Krise zu finden“, sagt Kolitsopoulos. Junge Leute aus den Städten
       gründen Start-ups auf dem Land und versuchten, mit modernen Konzepten
       Abnehmer zu finden. In Deutschland gibt es immer mehr daran interessierte
       Konsumenten, sagt er. „Die Nachfrage nach griechischen Produkten in
       Deutschland steigt.“
       
       Diese Erfahrung macht auch der Feinkosthersteller Dittmann. Seine
       griechischen Pfefferonen verkaufen sich weit besser als die türkischen. Im
       vergangenen Sommer hat das Unternehmen begonnen, einen Teil der griechische
       Peperoni in Plastikbeutelchen mit großem geografischen Hinweis zu
       verkaufen. „Wir produzieren in Griechenland und wollten darauf hinweisen“,
       sagt Marketingleiter Martin Schmidlin.
       
       ## Bei Verbrauchern beliebt
       
       Bei Verbrauchern kommt der geografische Hinweis gut an. Der Umsatz der
       griechischen Pfefferonen wächst mit 6,3 Prozent deutlich besser als der der
       türkischen, der nur um 2,8 Prozent zulegte.
       
       In deutschen Supermärkten gibt es eine Reihe von griechischen Erzeugnissen.
       „Im Olivenölregal sind griechische Produkte gut vertreten“, sagt
       Unternehmensberater Kolitsopoulos. Viele Waren aus Hellas sind für
       Verbraucher gut zu identifizieren. Die EU vergibt die Siegel „geografisch
       geschützte Angabe“ und „geschützte Ursprungsbezeichnung“. Sie geben
       Verbrauchern die Sicherheit, dass Produkte auch wirklich aus der
       angegebenen Region stammen.
       
       Griechenland verwendet rund 50 dieser Siegel, etwa für Kalamata-Oliven oder
       den „original griechischen Feta“. „Oft stellen kleine Unternehmen diese
       Produkte her, die regional verwurzelt sind“, sagt Kolitsopoulos. Die
       Produkte mit den Siegeln müssen komplett in Griechenland erzeugt und
       verpackt werden. Steht statt Siegel „nach griechischer Art“ auf der Ware,
       ist Skepsis angesagt. Griechischer Joghurt hat einen hohen Fettanteil,
       stammt aber in der Regel nicht aus Griechenland.
       
       ## „Der Absatz ist stabil“
       
       Für verarbeitete Produkte aus Griechenland wie gegrillte Auberginen,
       getrocknete Tomaten oder gefüllte Weinblätter gibt es diese Siegel nicht.
       Verbraucher müssen auf der Verpackung nach der Herkunftsbezeichnung suchen,
       was mitunter mühsam und nicht immer erfolgreich ist. Bei griechischen Wein
       steht die Herkunft auf dem Etikett, auch der Ursprung von Gemüse und Obst
       wird im Laden genannt.
       
       Griechenland exportiert viele Kirschen, Orangen und Pfirsiche. Der
       Anisschnaps Ouzo wird nur in Griechenland hergestellt, sagt Kolitsopoulos.
       Neben Lebens- und Genussmitteln exportiert Griechenland Natur- und
       Pflanzenkosmetik, die in deutschen Drogerie- und Parfümeriemärkten
       erhältlich ist. „Auch hier sehen Verbraucher auf der Verpackung, dass die
       Produkte aus Griechenland kommen“, sagt er.
       
       Lebensmittelimporte kaufen nicht nur Handelsketten, sondern auch
       griechische Restaurants. Davon gibt es in Deutschland rund 15.000, schätzt
       Importeur Vasilis Bolossis, der auf die griechische Gastronomie
       spezialisiert ist. Der Großhändler aus Nürnberg fürchtete, dass sich die
       extrem negative Griechenland-Berichterstattung in Deutschland auf das
       Geschäft seiner Kunden und damit auf seinen Umsatz auswirken würde. Aber
       das ist nicht geschehen. „Der Absatz ist stabil“, sagt Bolossis.
       
       Zu schaffen machen den Ex- und Importeuren die Kapitalverkehrskontrollen,
       weil sie Überweisungen aus Griechenland verbieten. Die Händler haben
       Transportprobleme. „4.000 Euro kostet eine Fuhre nach Deutschland mit dem
       Lkw“, sagt Berater Kolitsopoulos. Das lohnt sich nur, wenn der Spediteur
       auch retour Ladung hat. Doch das ist immer seltener der Fall, weil
       Rechnungen nicht bezahlt werden können.
       
       15 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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