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       # taz.de -- Die Wahrheit: Die Deppenwölfe
       
       > Es ist Zeugniszeit. Für Trost bei allen Schülern mit schlechten Noten
       > sorgt die lange Liste der erfolgreichsten Schulversager aller Zeiten.
       
   IMG Bild: Niki Lauda blieb zweimal sitzen und suchte sich später einen Beruf, bei dem er sitzen bleiben konnte.
       
       Dummheit ist kein Garant für Misserfolg. Das beweist die schier endlose
       Liste von Schulversagern, die später erfolgreiche Erfinder und Entdecker,
       Großdenker und -dichter werden sollten. Deshalb präsentiert die Wahrheit
       hier pünktlich zur Zeugniszeit und zum Trost für alle Sitzenbleiber und
       Pennenflieger ihre Galerie der besten Schulblindgänger. 
       
       Der Gründervater der modernen Naturwissenschaft Isaac Newton saß in seiner
       Schulzeit lange in der vorletzten Bank, wohlgemerkt in einer Zeit, als die
       Sitzplätze noch nach Schulleistungen verteilt wurden. Erst als Newton beim
       Faulenzen unter einem Baum ein Apfel auf den Kopf fiel, platzte bei ihm der
       Knoten, und bald war er der Klassenprimus, der ganz vorne sitzen durfte!
       
       Carl von Linné, der große Naturforscher, wurde von seinen Lehrern als
       unbegabte Spezies eingestuft und musste sich als Schusterlehrling zunächst
       mit der Klassifizierung von Pfriemen und Knieriemen beschäftigen, ehe er
       studieren durfte.
       
       Der Schriftsteller Gottfried Seume galt bei seinem Lehrer Weyrauch in
       Knauthain „für einen ausgemachten Dummkopf“. In seiner Autobiografie
       bekannte Seume später: „Ich hieß einige Jahre lang der dumme Junge von
       Thüringen.“
       
       Die erste der 22 Tragödien des großen italienischen Dichters Vittorio
       Alfieri war die Beurteilung durch seine Lehrer, er galt als so großer
       Dummkopf, dass er die Schule verlassen musste.
       
       Sir Walter Scott war der Schrecken seiner Lehrer, ehe er der Schrecken der
       Schüler werden sollte, die seine Gedichte auswendig lernen mussten.
       
       Der alte Freund und Kupferstecher William Hogarth wurde „als Knabe von
       seinen Lehrer für stumpfsinnig gehalten“, berichtet die „Bibliothek der
       Unterhaltung und des Wissens“. War er dann aber doch nicht, Hogarth
       entpuppte sich als kunstsinniger Bildsatiriker.
       
       ## Geringe Auffassungsgabe
       
       Auch der hochgeschätzte Alexander von Humboldt zeigte als Kind eine geringe
       Auffassungsgabe. Glücklicherweise wurde ihm noch rechtzeitig „licht im
       Kopfe“, so dass er tolle Forschungsreisen unternehmen konnte und am Ende
       sogar das Humboldtforum gründete.
       
       Justus von Liebig, der Erfinder des Fleischextrakts, wurde von seinen
       Mitschülern nur „der dumme Justus“ genannt.
       
       Viele dieser Namen listet bereits 1897 die „Galerie berühmt gewordener
       dummer Jungens“ auf. Die Liste verschweigt diskret, dass Otto von Bismarck
       ein Sitzenbleiber war. Später sollte dann Thomas Mann keinen Schulabschluss
       am Lübecker Gymnasium schaffen.
       
       Ehe Thomas Edison die Glühlampe aufging, blieb er erst mal in der Schule
       sitzen, und Hermann Hesse gab an der Schule den Deppenwolf und drehte eine
       Ehrenrunde. Der dicke Brite Winston Churchill blieb sogar mehrfach sitzen.
       
       Wie fatal schulisches Versagen enden kann, beweist der Fall des
       wahnsinnigen Onkelmörders Kim Jong Un, der seine Schweizer Eliteschule ohne
       Abschluss verlassen musste. Aus Rache lässt der nordkoreanische Führer
       Menschen, die bei seinen einfältigen Reden einschlafen, mit
       Flugabwehrabwehrraketen hinrichten.
       
       Harmloser ist da Niki Lauda, der an der Schule zweimal sitzen blieb und
       sich dann gleich einen Beruf im Sitzen suchte und fortan im Kreis fuhr, bis
       er in Brand geriet.
       
       Berlins Exregierender Klaus Wowereit blieb nur einmal sitzen, und „das war
       gut so“.
       
       Der unglückliche Christian Wulff musste dagegen als Bundespräsident
       zurücktreten, als bekannt wurde, dass er einmal sitzengeblieben war.
       
       ## Drei Ehrenrunden
       
       Uwe Ochsenknecht machte seinem Namen alle Ehre und drehte sogar drei
       Ehrenrunden.
       
       Ein sauberer Nationaldichter ist der Österreicher Grillparzer, der sich
       sogar Prüfungsfragen erschlichen hat und trotzdem sitzenblieb. Recht so!
       
       Berühmte dumme Frauen bleiben scheinbar seltener sitzen als die männlichen
       Problembären. Nena hat kein Abitur und Iris Berben keinen Abschluss. Das
       war’s schon fast. Insgesamt eher ein Scheitern auf hohem Niveau. Noch nicht
       einmal Verona Pooth ist richtig sitzengeblieben. Sie wiederholte freiwillig
       eine Klasse. War das jetzt superdumm oder richtig clever?
       
       Und die Deutschen an sich, wie sind die so? „Die Deutschen sind ökonomisch
       dumm, aber erfolgreich. Seltsam“, wundert sich Reinhold Hedtke von der
       Initiative für eine bessere ökonomische Bildung. Die nicht besonders kluge
       Zeitung Die Welt sieht das wieder genau umgekehrt: „Der Erfolgreiche ist
       der Dumme“, wird dort geschimpft.
       
       Doch ob dumm oder erfolgreich, was am Ende zählt, ist doch die
       Authentizität. Sängerin Lana Del Rey ist „authentisch dumm“ stellt ein
       Blogger anerkennend fest. „Schlechte Zensuren sind halb so schlimm“,
       beruhigt die FAZ. Deutschland muss einfach authentisch dumm bleiben, dann
       wird es auch erfolgreich sein, prognostiziert.
       
       14 Jul 2015
       
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