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       # taz.de -- AfD in Berlin: Auf Kuschelkurs mit Nazis
       
       > Trotz Rüge des Landesvorstands tritt ein AfD-Funktionär weiter bei
       > Demonstrationen von Bärgida auf. Gemäßigtere Mitglieder des
       > Landesverbands verlassen die Partei.
       
   IMG Bild: Der Richtungsstreit in der AfD betrifft auch den Berliner Landesverband
       
       Gerade erst sei er von dem Parteitag „einer Partei, deren Namen ich jetzt
       nicht sage“ zurückgekehrt, sagt der Redner auf der Kundgebung der
       rechtsradikalen Bärgida-Anhänger am Montag vergangener Woche. Heribert
       Eisenhardt ist sein Name, und die Partei, die er nicht nennen will, ist die
       AfD, in der Eisenhardt nicht nur einfaches Mitglied, sondern Teil des
       Bezirksvorstands Lichtenberg ist. Dieses Amt hält ihn nicht davon ab, seit
       Monaten regelmäßig für Bärgida aufzutreten – und das, obwohl der
       Landesvorstand seiner Partei schon im Januar beschlossen hat, dass sich ein
       solches Engagement mit einer Parteimitgliedschaft nicht vertrage.
       
       Nachdem das Antifaschistische Pressearchiv und Informationszentrum (apabiz)
       Eisenhardts Engagement im Mai aufgedeckt hatte, ging der Landesvorstand auf
       Distanz: Man habe ein Parteiausschlussverfahren erwägt, diese Überlegung
       aber zurückgezogen, weil Eisenhardt versprochen habe, nicht mehr bei
       Bärgida aufzutreten, sagte damals ein Sprecher der taz.
       
       Doch davon keine Spur: Wie neue Recherchen des apabiz zeigen, tritt
       Eisenhardt nach wie vor bei den immer montags stattfindenden
       Bärgida-Demonstrationen auf. Dort sammeln sich mittlerweile vor allem
       Neonazis aus dem Hooligan-Spektrum, auch Landespolitiker der NPD nehmen an
       den Aufmärschen teil.
       
       Der Landesvorstand habe das selbst erst durch die Veröffentlichung des
       apabiz erfahren, sagt Landessprecher Götz Frömming am Dienstag der taz.
       Über das andauernde Bärgida-Engagement Eisenhardts sei man „not amused“ und
       werde die Personalie in einer Vorstandssitzung am Mittwoch besprechen. Der
       Vorstand werde weitere Schritte beraten, allerdings wolle man vermeiden,
       „durch ein Parteiausschluss einen Märtyrer zu schaffen“. Man sei sich aber
       „der Problematik bewusst, dass die Presse ja nur auf eine solche Personalie
       wartet, um die ganze Partei in Sippenhaft zu nehmen“, so Frömming.
       
       Die einzige rechte Personalie in der Berliner AfD ist Eisenhardt indes
       nicht: Im Landesvorstand sitzt mit Ronald Gläser ein Redakteur der
       Wochenzeitung Junge Freiheit, in den Kreisvorständen der Bezirke gibt es
       nach Informationen des apabiz weitere Personen mit Verbindungen ins
       rechtsextreme Spektrum – vor allem im Lichtenberger Kreisverband, dem auch
       Eisenhardt angehört.
       
       Landespolitisch ist der Berliner AfD-Verband bisher kaum wahrnehmbar – das
       mag auch daran liegen, dass momentan viel Zeit für Flügelkämpfe verwendet
       wird: Gegen den Kurs von Bernd Lucke hatte sich der Berliner Landesverband
       schon Ende Mai positioniert, als er beschloss, Luckes Initiative „Weckruf
       2015“ nicht zu unterstützen. Eindeutig in eine der beiden Strömungen
       wollten sich die Berliner aber damals offenbar noch nicht einordnen: Auch
       die im März veröffentlichte Erfurter Resolution, hinter der sich der rechte
       Flügel der Partei versammelt, hat der hiesige Landesvorstand nicht
       unterzeichnet – wohl aber einzelne Funktionäre, darunter auch Eisenhardt.
       
       „Der Landesverband Berlin wollte die liberal-konservative Ausrichtung der
       AfD zwar gern so belassen, den Weg, den Herr Lucke letztendlich
       eingeschlagen hat, konnten wir aber nicht gutheißen“, sagt Landessprecher
       Götz Frömming. Im „Weckruf 2015“ habe man die Gefahr einer Spaltung
       gesehen, viele frühere Lucke-Anhänger hätten sich deswegen in den letzten
       Monaten zunehmend von ihm distanziert. Auf einem Treffen der
       AfD-Landesverbände in Würzburg habe sich der Berliner Verband dann für
       einen „dritten Weg“, für eine Parteispitze ohne Lucke und ohne Petry
       ausgesprochen – für diese Lösung habe aber letztendlich das Personal
       gefehlt.
       
       „Wir als Landesverband sind nun froh, dass die Grabenkämpfe beendet sind,
       und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Frau Petry“, sagt Frömming. Diese
       Position werde auch von den Bezirksverbänden mitgetragen, einzig in
       Marzahn-Hellersdorf habe es bis zum Schluss Lucke-Anhänger gegeben. Diese
       haben die Partei nun zum Teil verlassen. Auch den Austritt des Unternehmers
       Hans Wall, der die Berliner AfD auch finanziell unterstützt hatte,
       bestätigt Frömming.
       
       14 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malene Gürgen
       
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