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       # taz.de -- Comebackversuch bei Mobiltelefonen: Das gute alte Nokia
       
       > Der einstige Weltmarktführer will seinem Markennamen wieder zu altem Ruhm
       > verhelfen. Selbst Mobiltelefone bauen will er aber nicht mehr.
       
   IMG Bild: War doch gar nicht so übel, das alte Nokia 1020. Nur die Liaison mit Microsoft ... eine ganz schlechte Idee
       
       Stockholm taz | Seit Monaten wurde spekuliert, jetzt hat Nokia bekräftigt,
       dass es zurück auf den Handymarkt will. Der finnische Konzern hatte die
       kriselnde Sparte im April 2014 für 9,5 Milliarden US-Dollar an Microsoft
       verkauft und sich auf den Netzwerkmarkt konzentrieren wollen. Doch auch der
       US-Konzern schaffte es nicht, dem Bereich neues Leben einzuhauchen.
       
       Nun will es Nokia doch noch einmal selbst probieren.
       Nokia-Technologie-Sprecher Robert Morlino sagte am Montag, möchte, dass
       Menschen „irgendwann“ wieder Technik mit dem „legendären Design und den
       technischen Innovationen“ in der Hand hielten, die Nokias Ruhm begründet
       hätten. Allerdings werde man keine eigenen Handys mehr bauen, sondern für
       Produktion, Verkauf, Marketing und Kundendienst nach Partnern suchen.
       
       „Nokia will also ein virtueller Mobiltelefonhersteller werden“, sagt der
       schwedische Telekom-Analytiker Lars Söderfjell: Das würde bedeuten, die
       Finnen übernähmen nur die Entwicklungsarbeit für das Design und die
       Technik.
       
       ## Ganz risikolos in Lizenz
       
       Zusammen mit dem Markennamen „Nokia“, der nach wie vor auf vielen Märkten
       einen guten Klang habe, könne man Smartphones dann an andere Hersteller
       lizenzieren – wie den Tabletcomputer, der seit 2014 unter der Marke „Nokia
       N1“ von der taiwanesischen Foxconn produziert wird. Söderfjell: „Für Nokia
       ist das ziemlich risikolos.“
       
       Unklar ist allerdings, wie schnell es losgehen kann: Nokia hat die Rechte
       am Markennamen „Nokia“ für Mobiltelefone bis zum vierten Quartal 2016 an
       Microsoft abgegeben.
       
       Die Zeiten, in denen das Unternehmen 100.000 Menschen beschäftigte,
       darunter 25.000 in Finnland, sind allerdings definitiv vorbei. Derzeit gibt
       es weltweit noch 55.000 Angestellte. Die Firma, die fast ein Jahrzehnt lang
       Marktführer auf dem Mobiltelefonmarkt war, hatte ab 2007 den Anschluss an
       Apple und Samsung verloren.
       
       Microsoft hatte bei der Übernahme schon 18.000 Beschäftigte entlassen und
       kündigte in der vergangenen Woche einen Abbau von weiteren 7.800
       Arbeitsplätzen an, darunter 2.300 in Finnland. Gleichzeitig wurde der Wert
       der von Nokia übernommenen Handysparte um 80 Prozent abgeschrieben. „Ein
       vollkommenes Desaster“, kommentierte die britische BBC.
       
       14 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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