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       # taz.de -- Kommentar Griechenland-Gipfel: So scheitert Europa
       
       > Merkel und Schäuble haben dank einer ekligen Allianz alle deutschen
       > Forderungen durchgesetzt. Das Ergebnis: ein Sanktions- und Zwangsregime.
       
   IMG Bild: Er ist wunderschön: der Griechen-Euro.
       
       Brüssel taz | Wenn der Euro scheitert, dann scheitert Europa – sagt
       Kanzlerin Angela Merkel. Wenn die Währungsunion zum autoritären Sanktions-
       und Zwangsregime mutiert, scheitert Europa aber auch. Genau das ist beim
       chaotischen Euro-Gipfel in Brüssel passiert.
       
       In einem noch nie dagewesenen Durchmarsch haben Merkel und ihr
       Finanzminister Wolfgang Schäuble alle deutschen Forderungen durchgesetzt.
       Sie laufen darauf hinaus, Premier Alexis Tsipras und seine Syriza zu
       bestrafen und Athen unter Kuratel zu stellen.
       
       Nun kommt nicht nur die Treuhand-Anstalt nach DDR-Muster. Auch die
       verhasste Troika darf in Hellas wieder das Zepter übernehmen. Gleichzeitig
       wird das Parlament entmachtet: Es muss alle Spar- und Reformvorgaben
       abnicken und automatische Budgetkürzungen erlauben.
       
       Ausgedacht hat sich diesen Coup unser beliebter Herr Schäuble. Mit seinem
       mittlerweile berühmt-berüchtigten Positionspapier hat er schon vor dem
       Gipfel die Weichen gestellt. Er kam damit Ländern wie Finnland entgegen,
       die Griechenland aus dem Euro drängen wollen und seit jeher Sicherheiten
       für neue Hilfen fordern.
       
       ## Hardliner aus Helsinki
       
       Nun ist das Bündnis mit den Finnen nicht neu. Schäuble setzt seit Jahren
       auf die Hardliner aus Helsinki. Auch Zypern hat er mit ihrer Hilfe seine
       Konditionen aufgedrückt. Diesmal regieren in Helsinki aber die
       rechtspopulistischen „Wahren Finnen“ mit. Eine eklige Allianz, für die
       Schäuble sich schämen sollte.
       
       Beschämend ist auch, wie Merkel und Schäuble ihre traditionellen Partner
       vor den Kopf gestossen haben. Nachdem sie ihr Bündnis mit Finnland und
       anderen Hardlinern geschmiedet hatten, ließen sie alle Forderungen aus
       Italien oder Frankreich an sich abprallen.
       
       Kein Wunder, dass die italienische Presse schon eine neue Berliner Mauer
       entstehen sieht. Auch in Frankreich ist man entsetzt über das autoritäre
       und egoistische deutsche Vorgehen. Dass Schäuble mit einem „befristeten“
       Grexit drohte, brachte Präsident Francois Hollande auf die Palme. Der
       Fünf-Jahres-Grexit sei inakzeptabel, wir wollen Griechenland im Euro
       halten, forderte Hollande.
       
       ## Deutscher Fiskalpakt
       
       Das hat er zwar geschafft – aber um welchen Preis? Der Schuldenschnitt, den
       Paris vor dem Gipfel forderte, ist vom Tisch. Stattdessen musste sich Athen
       verpflichten, noch diese Woche den deutschen Fiskalpakt umzusetzen. Also
       genau jene strikten Budgetregeln, die Hollande nach seiner Wahl 2012
       loswerden wollte!
       
       Fast ist man versucht, dem griechischen Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis
       Recht zu geben. Der hatte schon am Freitag – vor dem Gipfel - in seinem
       Blog vor Schäuble gewarnt und ihm vorgeworfen, an Griechenland ein Exempel
       statuieren zu wollen, um Frankreich zu disziplinieren. Varoufakis lag wohl
       nicht ganz falsch.
       
       13 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
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