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       # taz.de -- Flüchtlingsprotest in Berlin-Kreuzberg: Info-Container abgeschoben
       
       > Der Bezirk räumt den Info-Container der Protest-Bewegung am Oranienplatz
       > ab – angeblich mit Einverständnis der Flüchtlinge. Diese bestreiten das.
       
   IMG Bild: So sah es mal aus, das Flüchtlingscamp am Kreuzberger Oranienplatz.
       
       Der buntbeklebte Container war das letzte sichtbare Zeichen des jahrelangen
       Flüchtlingsprotests am Oranienplatz. Am Montagnachmittag ließ ihn der
       Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg abholen, „im Einvernehmen mit der
       Sondernutzungsinhaberin und ihren Vertretern“, so Ordnungsstadtrat Peter
       Beckers in einer Mitteilung. Die Aktivisten bestreiten das. „Der Bezirk hat
       uns mit horrenden Rechnungen für Renovierung respektive Abtransport
       gedroht, wenn das Ding stehen bleibt“, sagte Dirk Stegemann, Unterstützer
       der Refugees, am Dienstag der taz.
       
       Als im April 2014 das Protestcamp gegen die deutsche und europäische
       Flüchtlingspolitik geräumt wurde, war Teil der Vereinbarung des Senats mit
       den Besetzern, dass ein „Infozelt“ als sichtbares Zeichen ihres Protests
       auf dem Platz bleiben dürfe. Zusätzlich stellte die Senatsverwaltung für
       Integration kurz nach der Räumung den Container auf. Als die Flüchtlinge
       protestierten, dieser sei zu klein, hieß es damals auch von Seiten von
       Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), der Container sei nur ein
       Provisorium. Dieses Provisorium hielt bis Montag. Zu Gesprächen, wodurch er
       ersetzt werden könnte, sei es nie gekommen, so Stegemann.
       
       Das Zelt neben dem Container fiel bereits im Sommer 2014 einem
       Brandanschlag zum Opfer. Auch das daraufhin aufgebaute „Haus der 28 Türen“,
       ein als Kunstinstallation getarnter Leichtbau aus Holz, wurde von
       Unbekannten im März angezündet. Dabei nahm der Container schweren Schaden
       und war seither unbenutzbar.
       
       Die Flüchtlinge fordern nun in einem offenen Brief, der am Dienstag an die
       Fraktionen des Abgeordnetenhauses, Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD)
       und Bürgermeisterin Herrmann versandt wurde, Gespräche mit Senat und Bezirk
       über die Zukunft der Bewegung am Oranienplatz. Sie beharren darauf, dass
       Senat und Bezirk mit ihrem Versprechen eines „meeting house and an
       Infopoint“ in der Pflicht stünden, einen solchen zu finanzieren sowie für
       seinen Schutz zu sorgen.
       
       Kokou Theophile, Refugee von Oranienplatz und Erstunterzeichner des offenen
       Briefes, sagte der taz, die Polizei sei in den letzten Monaten öfter zum
       Oranienplatz gekommen und habe obdachlose Roma aus dem Container
       vertrieben. Mit seiner Räumung habe man der Flüchtlingsbewegung nun die
       letzte Bastion nehmen wollen. Dass der Senat einen Ersatz finanziere,
       glaube er nicht, so Theophile. „Sie haben uns das zwar versprochen, aber
       bis heute nichts unternommen.“
       
       Erneut schieben sich Bezirk und Senat gegenseitig die Verantwortung zu. Der
       Container sei von Senatorin Kolat aufgestellt worden, erklärte
       Bezirkssprecher Sascha Langenbach – der Bezirk habe damit nichts zu tun.
       Dagegen sagte Kolats Sprecher Mathias Gille, die Gestaltung des
       Oranienplatzes sei mit einer Sondernutzung des Bezirks verbunden gewesen.
       „Ich bitte Sie, sich an den Bezirk zu wenden.“
       
       21 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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