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       # taz.de -- Reaktion auf den IS-Anschlag in Suruç: Solidarität auf deutschen Straßen
       
       > In vielen Städten demonstrieren Kurden. Einige sehen auch die
       > Bundesregierung in der Verantwortung. Deutsche Linke halten sich zurück.
       
   IMG Bild: Sie sind wütend: kurdische Demonstrantinnen am Montagabend in Berlin.
       
       BERLIN taz | Die Wut über das verheerende Attentat im türkischen Suruç
       entlud sich auch in den sozialen Medien in Deutschland. „RACHE !!! WER
       HEUTE SCHWEIGT UND DAHEIM SITZEN BLEIBT IST NICHT VON UNS !!!“, schrieb
       etwa der Verband der kurdischen Studierenden YXK [1][auf Facebook]. In nur
       wenigen Stunden mobilisierten kurdische Organisationen am Montagabend zu 30
       Demonstrationen, unter anderem in Dortmund, Nürnberg, Erfurt, Darmstadt
       oder Frankfurt. Mehrere tausend Menschen nahmen insgesamt teil.
       
       In Düsseldorf gingen über 600 Menschen auf die Straße, in Berlin war die
       Teilnehmerzahl ähnlich. Für Samstag planen kurdische Organisationen eine
       Großdemonstration in Nordrhein-Westfalen. „Seit Jahren unterstützt der
       türkische Staat unter der Führung von Erdoğan und vor den Augen seiner
       westlichen Verbündeten den terroristischen Faschismus des IS“, heißt es im
       Aufruf von YXK.
       
       Am Montag war in einem Kulturzentrum in der türkischen Grenzstadt Suruç ein
       Sprengsatz explodiert. Dort hatten sich Mitglieder einer sozialistischen
       Jugendorganisation versammelt, die im benachbarten Kobani in Syrien
       Aufbauhilfe leisten wollten. [2][32 Menschen starben.] Hinter dem Anschlag
       soll der „Islamische Staat“ stehen.
       
       Während in den letzten Monaten in Deutschland die Solidaritätsbewegung für
       die kurdische Autonomieregion Rojava stetig wuchs, hielten sich deutsche
       Gruppen nun eher zurück. Außer der Interventionistischen Linken war die
       Präsenz nichtkurdischer Gruppen am Montag gering. In Berlin sprach die
       Linken-Abgeordnete Sevim Dağdelen: „In Suruç ging die Saat des AKP-Regimes
       auf, das in den IS investiert.“ Die Bundesregierung wende sich nicht
       entschieden genug gegen diese Haltung der türkische Regierung
       
       ## Für viele gilt: „Jetzt erst recht“
       
       Welche Konsequenzen das Attentat für deutsche Rojava-UnterstützerInnen
       haben wird, ist nicht absehbar. Eine Sprecherin des Demokratischen
       Gesellschaftszentrums der KurdInnen (NAV-DEM) sagte der taz, für viele
       Gruppen gelte: „Jetzt erst recht. Sonst hätten die Attentäter ihr Ziel ja
       erreicht.“ Allerdings sei die Stimmung in der Türkei derzeit
       „hochexplosiv“. „Wir schauen natürlich genau darauf, wie es da jetzt weiter
       abläuft.“ Eine Delegation aus Deutschland werde am Samstag nach Istanbul
       reisen. Auch dort soll es eine Großdemonstration gegen islamistischen
       Terror geben.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kondolierte dem türkischen
       Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu: „Wir sind verbündet im Kampf gegen den
       Terrorismus.“ Bundespräsident Joachim Gauck nannte den Anschlag eine
       „barbarische Tat“, die „Ausdruck einer menschenverachtenden Überzeugung“
       sei.
       
       Der kurdische Rechtshilfefonds Azadi warf der Bundesregierung vor, mit
       ihrer Kurdenpolitik „letztendlich den blutigen Terror des IS und die
       Verfolgungsstrategie des türkischen Staats“ zu unterstützen. Ungeachtet
       aller politischen Veränderungen halte Berlin an einer „repressiven,
       undemokratischen und längst nicht mehr nachvollziehbaren“ Vorgehensweise
       gegen Kurden fest. Erst am 18. Juli ließ die Bundesanwaltschaft einen
       50-jährige Kurden verhaften: Er soll als PKK-Kader den Deutschlandsektor
       „Mitte“ geleitet haben. Azadi sprach von „alltäglicher“ Politikarbeit.
       
       21 Jul 2015
       
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