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       # taz.de -- Regierungserklärung in Bremen: Viele Worte, viel Gegenwind
       
       > Neben großen Plänen und einer lauten Opposition geht Bremens neue
       > Regierung auch mit einem Untersuchungsausschuss in die Sommerpause
       
   IMG Bild: Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) während seiner einstündigen Regierungserklärung
       
       BREMEN taz | Eine Woche nach seiner Wahl zum Bürgermeister hat Carsten
       Sieling (SPD) in Bremen am gestrigen Mittwoch eine Regierungserklärung in
       der letzten Bürgerschaftssitzung vor der Sommerpause abgegeben. „Dies ist
       kein Bündnis des Weiter so“, sagte er über die rot-grüne Koalition, „dies
       ist ein Bündnis mit klar gesetzten politischen Zielen“ – und viele davon
       benannte er in seiner 60-minütigen Rede.
       
       So sprach Sieling sich für den Offshore-Terminal (OTB) in Bremerhaven als
       „größtes Klima-Projekt, das Bremen zu bieten hat“ aus, für die weitere
       Förderung des Wohnungsbaus, den Erhalt der kommunalen Kliniken und der
       Kulturinfrastruktur und für den Ringschluss der Autobahn 281.
       
       Als wichtigste Aufgabe sehe er die Schaffung von Arbeit „als zentralen
       Schlüssel für Teilhabe, für Mitwirkungsmöglichkeiten, für die Überwindung
       von Ausgrenzung und Armutsgefahr“, sagte Sieling. So soll im kommenden Jahr
       die Ausbildungsgarantie greifen, die Jugendberufsagentur soll unterstützt,
       sozialintegrative Angebote beibehalten und eine Strategie für
       Langzeitarbeitslose erarbeitet werden. Außerdem sollen die Jobcenter eine
       kommunal gestellte Geschäftsführung bekommen.
       
       Zu weiteren Neuerungen zählte Sieling neben der Aufstockung von Polizei und
       Feuerwehr und der Zusammenlegung von Kita und Bildung die Anstellung eines
       Bremen-Nord-Beauftragten in der Senatskanzlei und die Ansiedlung des
       Ressorts „Landwirtschaft“ beim Umweltsenator. Die Schulen sollen eine
       „deutlich erhöhte Vertretungsreserve“ bekommen sowie „insgesamt 200
       Vollzeitkräfte für den Unterricht“. Finanziert werden sollen die
       Mehrausgaben unter anderem durch die Erhöhung der Grundsteuer, die
       Vergrößerung der U-3-Kitagruppen von acht auf zehn Kinder und die
       kostengünstigere Gestaltung der Verwaltung.
       
       Sieling erhielt scharfe Kritik von CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp: Weder
       aus dem Koalitionsvertrag noch aus der Regierungserklärung gehe hervor, wie
       viele neue Lehrerstellen nach den Ferien besetzt würden, „konkrete
       Antworten fehlen im Grunde genommen in der gesamten Erklärung“. Sie biete
       keine Impulse zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, keine Ideen für die
       Schaffung von Wohnbauflächen für Familien und keinen strukturellen
       Finanzplan für Bremen: „Steuererhöhungen sind nichts als neue Zumutungen
       für die Bürger diese Landes.“ Ähnlich äußerte sich die
       FDP-Fraktionsvorsitzende Lencke Steiner, die überdies vorschlug, den
       Unterrichtsausfall an Bremer Schulen durch „engagierte Bürger und
       pensionierte Lehrer“ aufzufangen und die monierte, dass das Thema
       Begabtenförderung im Koalitionsvertrag fehle.
       
       Gegenwind gab es auch von der Linksfraktion. Durch die Vernachlässigung
       benachteiligter Stadtteile in den Bereichen Arbeit und Bildung im
       Koalitionsvertrag würde die Armut in Bremen weiter verfestigt, auch der
       Ausstieg aus dem Landesmindestlohn trüge dazu bei, sagte
       Fraktionsvorsitzende Kristina Vogt. Ihr Fraktionskollege Klaus-Rainer Rupp
       nannte den Konsolidierungsplan „waghalsig“, denn er könne nur aufgrund
       eines Investitionsstaus in dreistelliger Höhe und historisch niedriger
       Zinsen eingehalten werden.
       
       Für einen wenig ruhigen Start in die neue Legislaturperiode sorgt auch der
       Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) zum Anti-Terror-Einsatz Ende
       Februar: Der wurde nach der Regierungserklärung und den Wahlen der neuen
       Staatsgerichtshof- und Ausschussmitglieder ebenfalls am gestrigen Mittwoch
       in der Bürgerschaft beschlossen.
       
       Während Rot-Grün sich bei der Abstimmung enthielt, bekamen Linksfraktion
       und CDU die ausdrückliche Zustimmung der FDP: „Der Einsatz an sich schien
       zwar berechtigt gewesen zu sein, aber es gab eklatante Mängel währenddessen
       und danach“, sagte der FDP-Abgeordnete Peter Zenner. „Für einen sachlichen
       Schlussstrich ist eine Aufklärung deshalb wichtig.“
       
       22 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schnase
       
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