# taz.de -- Siegel für artgerechtere Tierhaltung: Größte „Neuland“-Firma vor Insolvenz
> Das Tierschutzlabel leidet unter einem Skandal um Etikettenschwindel.
> Jetzt ist das wichtigste Vertriebsunternehmen überschuldet.
IMG Bild: „Neuland“-Betriebe müssen ihre Schweine auf Stroh halten – so wie diese Minischweine in einem Zoo
Berlin taz | Die größte Vertriebsgesellschaft für Fleisch mit dem
Tierschutzsiegel „[1][Neuland]“ hat die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
beantragt. „Der Antrag erfolgte auf Empfehlung ihres Hausanwalts, der
zusammen mit dem Steuerberater Überschuldung feststellte“, teilte die für
Norddeutschland zuständige Neuland GmbH am Montag der taz mit. Der
Geschäftsbetrieb laufe weiter.
Neuland leidet bis heute unter einem [2][Betrugsskandal], der 2014 bekannt
wurde. Billiges konventionelles Fleisch war mit dem Siegel teurer verkauft
worden. Neuland, das nicht mit dem Bio-Siegel zu verwechseln ist, schreibt
etwa mehr Platz im Stall als in herkömmlicher Haltung vor.
Der Marktanteil ist mit unter 0,5 Prozent zwar sehr gering, aber
Umweltschützern galt das Label lange als Beleg dafür, dass Tiere auch unter
wirtschaftlichen Bedingungen besser gehalten werden können als in der
„Agrarindustrie“. Das Siegel hatte auch deshalb großes Gewicht, weil der
Verein von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der
Umweltorganisation BUND und dem Tierschutzbund getragen wird.
Die im niedersächsischen Bad Bevensen ansässige Neuland Nord begründete die
Überschuldung unter anderem mit der „Insolvenz eines wichtigen Großkunden“.
Bis heute sei ungeklärt, ob eine Versicherung für den Schaden aufkommt.
„Aus eigener Kraft konnte die Gesellschaft die wirtschaftliche
Fehlentwicklung nicht ausgleihen.“ Jetzt wolle die Geschäftsführung mit
Hilfe eines Insolvenzplans „die Gesellschaft wieder auf Kurs bringen“. Das
Amtsgericht Uelzen habe den Rechtsanwalt J. Zimmermann als Gutachter
bestellt.
Ob die Wende gelingt, ist angesichts des Imageschadens wegen des Skandals
ungewiss. Zudem könnten viele der beteiligten Bauern zu anderen Siegeln
etwa des Deutschen Tierschutzbunds wechseln.
Der Neuland-Verein mit Sitz in Bonn legt die Richtlinien für eine besonders
tiergerechte Nutztierhaltung fest. Zudem beauftragt er externe
Kontrolleure, die Landwirte, Vertriebsgesellschaften und
Fleischerfachgeschäfte zu überprüfen. Die Vertriebsgesellschaften verkaufen
das Fleisch, betreuen die Bauern und organisieren die Schlachtung sowie
Verarbeitung.
20 Jul 2015
## LINKS
DIR [1] http://www.neuland-fleisch.de/
DIR [2] /Etikettenschwindel-bei-Neuland/!5043615
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
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