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       # taz.de -- Kommentar Angriffe auf Flüchtlinge: Wo bleibt eigentlich die Polizei?
       
       > Der Staat beansprucht das Gewaltmonopol für sich und tut nichts, um es
       > gegen Neonazis zu verteidigen. Es ist Zeit für konsequente Taten.
       
   IMG Bild: Feuerwehrband nach dem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Remchingen
       
       Was man in der Debatte über die Flüchtlinge eher nicht braucht, sind
       markige Worte. Aber wenn sie schon fallen, dann hat Sascha Lobo recht. Auf
       Spiegel Online [1][fordert er]: „Nennt sie endlich Terroristen!“
       
       Lobo meint damit nicht die bösen Schlepper, die eine Dienstleistung im
       Portfolio haben (Transport übers Mittelmeer und über die Zäune des
       Balkans), die die europäische Politik anbieten müsste. Lobo meint die
       dummen und die gemeingefährlichen, die bewaffneten und die „Aber-Nazis“
       (“Ich bin ja kein Nazi, aber …“).
       
       Markige Taten hingegen würden gegenwärtig den Institutionen gut anstehen,
       die das Gewaltmonopol für sich beanspruchen: Staat und Polizei. Denn es
       gibt vielfältige Hinweise, dass „die rechte Szene von Waffen nicht lassen
       kann“, wie [2][die taz den jüngsten Deal zwischen Nazis und Rockern
       kommentierte]: Es vergehe kaum eine Razzia, die nicht mit Waffenfunden
       ende.
       
       Die Gesellschaft hat seit den 1990ern einen Bewusstseinsschritt gemacht: So
       wie der Wolf weiß, dass Deutschland inzwischen ein ziemlich leeres Land
       ist, so weiß das auch der Bürger – der die Zuwanderer nicht lieben muss,
       solange er ahnt, dass sie seine Rente bezahlen, sein Brot backen und seinen
       Exportüberschuss erwirtschaften.
       
       Aufgabe der Politik ist es nicht, den Bürger zu erziehen: Es hat wenig
       Sinn, den Sachsen zu sagen, dass die Häufung der Attacken auf Flüchtlinge
       in ihrem Bundesland – wie es die Karte der taz dokumentiert – besonders
       übel aufstößt, weil man schon noch in Erinnerung hat, wie viele Menschen
       aus dieser Gegend im Westen als Mitbürger empfangen wurden.
       
       Aufgabe der Politik ist es aber sehr wohl, den Bürger nicht aufzuhetzen –
       wie das in Bayern geschieht, mit der Folge, dass dort die Zustimmung zu
       ausländerfeindlichen Aussagen mit am höchsten ist.
       
       Vor allem aber möge man uns bitte mit Zynismus verschonen: Der ständige
       Appell, gegen Terroristen mit Zivilcourage vorzugehen, ist genau das.
       
       Polizei und Justiz müssen endlich konsequent gegen den rechten Terror
       vorgehen. Dass es hier schon am Problembewusstsein mangelt, dafür reicht
       ein Blick in die deutsche Nachkriegsgeschichte: vom unaufgeklärten
       Oktoberfestattentat bis zum NSU-Komplex.
       
       30 Jul 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/hetze-gegen-auslaender-im-internet-nennt-sie-terroristen-a-1045831.html
   DIR [2] /Kommentar-Nazis-und-Waffen/!5218128
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
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