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       # taz.de -- LehrerInnen ohne Festanstellung: Arbeitslos in die Ferien
       
       > Tausende LehrerInnen sind wegen befristeter Verträge in den Ferien
       > arbeitslos. Einige bekommen dennoch ein „Feriengehalt“.
       
   IMG Bild: Kann zubleiben. Die Urlaubskasse bleibt knapp.
       
       Berlin taz | Seit über drei Jahren unterrichtet Petra Kär an einer Berliner
       Schule. Ihr Vertrag endet jeweils mit Ferienbeginn und damit auch ihr
       Anspruch auf Gehalt. Bis sie im Herbst wieder vor einer Schulklasse steht;
       mit einem neuen Fristvertrag. „Planungssicherheit gibt es gar nicht“, sagt
       sie.
       
       Kärs Schicksal teilen Tausende Lehrkräfte. Das geht aus einer Antwort der
       Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die die
       Abweichungen in der Arbeitslosigkeit von LehrerInnen seit 2007 erfragte.
       Der Trend über Jahre hinweg: Pünktlich zu Beginn der Sommerferien steigt
       die Arbeitslosigkeit sprunghaft an. So waren im Juni vorigen Jahres 5.200
       LehrerInnen arbeitslos gemeldet; im August, als alle Länder Sommerferien
       hatten, waren es mehr als doppelt so viele. Mit Schuljahresbeginn geht die
       Zahl der arbeitslosen LehrerInnen dann wieder deutlich zurück.
       
       Besonders steil verläuft diese Kurve in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen
       und Rheinland-Pfalz. Eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit vom März
       zeigt das gleiche Muster. „Hauptursache für die
       Sommerferien-Arbeitslosigkeit dürften befristet geschlossene Verträge
       sein“, heißt es dort.
       
       Die Betroffenen müssen sich also in dieser Zeit arbeitslos melden oder
       sind, wie Kär, auf das Wohlwollen des Schulleiters angewiesen: er bezahlt
       sie während der Ferien weiter. Berlin ist zudem recht großzügig, wie
       Bernhard Lilienthal vom Personalrat des Bezirks Mitte berichtet. Sind
       befristete KollegInnen mehr als ein Jahr an den städtischen Schulen tätig,
       wird ihnen das entgangene „Feriengehalt“ auf Antrag nachgezahlt. Einen
       Rechtsanspruch gibt es allerdings nicht.
       
       ## Festanstellung gefordert
       
       „Da wird Hunderten Lehrerinnen und Lehrern jedes Jahr eine feste Anstellung
       vorenthalten, nur um für ein paar Wochen Gehälter zu sparen“, entrüstet
       sich der rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Alexander Ulrich
       (Linke). Ein Sprecher des Kultusministeriums entgegnete auf Anfrage, die
       Sommerferien würden nicht bewusst ausgespart. „Die Verträge orientieren
       sich immer an der Dauer des Vertretungsbedarfs.“ Auch Hessen und Bayern
       verneinten bewusste Einspareffekte.
       
       Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert, dass die Länder mehr
       LehrerInnen unbefristet einstellen, anstatt für jede schwangere Kollegin
       Vertretungen anzuheuern. „Es wird immer eine gewisse Anzahl von LehrerInnen
       geben, die fehlen“, meint Gesa Bruno-Latocha. Sie geht davon aus, dass die
       Anzahl der sommerabeitslosen Lehrkräfte in den nächsten Jahren noch steigt:
       weil die Pensionierungswelle abebbt, nicht aber die Zahl potenzieller
       JunglehrerInnen.
       
       23 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
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