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       # taz.de -- Globale Terrorbekämpfung: Die unsichtbarste Front
       
       > Kenia und Äthiopien sind enge US-Verbündete im Kampf gegen Somalias
       > Shabaab-Islamisten. Zum Obama-Besuch toben heftige Kämpfe.
       
   IMG Bild: 11. Juli 2015: Shabaab-Anschlag in Somalias Hauptstadt Mogadischu.
       
       Berlin taz | Barack Obamas Reiseziele Kenia und Äthiopien gehören zu den
       wichtigsten militärischen Verbündeten der USA in Afrika. Sie sind
       Frontstaaten im Krieg gegen Islamisten in Somalia, einer der wichtigsten
       Schauplätze der globalen US-geführten Terrorbekämpfung. Die größten
       islamistischen Anschläge auf US-Ziele vor dem 11. September 2001 fanden in
       Ostafrika statt, als am 7. August 1998 Selbstmordanschläge auf die
       US-Botschaften in Kenia und Tansania 224 Tote forderten.
       
       Die Jagd auf die Botschaftsattentäter beschäftigt noch heute
       US-Geheimdienste in der Region, bereichert um den Kampf gegen die
       islamistische Shabaab-Miliz in Somalia, die jahrelang fast die gesamte
       südliche Hälfte des Landes beherrschte.
       
       Die USA haben 4.500 Soldaten permanent in Dschibuti stationiert.
       Spezialkräfte und Berater gehen in Äthiopien, Kenia und auf den Seychellen
       ein und aus, auch in Uganda und Ruanda. Anfang dieses Monats enthüllte die
       Monatszeitschrift Foreign Policy, dass mehrere Dutzend US-Spezialkräfte aus
       der von Kenia kontrollierten südsomalischen Hafenstadt Kismayo gezielte
       Tötungen und Drohnenschläge gegen die Shabaab koordinieren.
       
       Laut CNN gab es allein in der vergangenen Woche ein halbes Dutzend „geheime
       Luftangriffe“ der USA gegen Shabaab-Ziele in Somalia. „Wir sind sehr darin
       engagiert, Kenia zu helfen“, sagte US-Außenminister John Kerry im Mai in
       Nairobi. Die Shabaab in Somalia seien „eine Herausforderung nicht nur für
       Kenia, sondern für die ganze Welt“.
       
       ## Großoffensiven gestartet
       
       Pünktlich zur Obama-Reise haben Kenia und auch Äthiopien Großoffensiven in
       Somalia gestartet. Rund 3.000 äthiopische Soldaten überquerten am 6. Juli
       die Grenze nahe dem Dreiländereck Äthiopien-Somalia-Kenia. Am 14. Juli
       starteten kenianischen Truppen und ihre somalischen Verbündeten im Süden
       des Landes eine eigene Offensive. Am 22. Juli meldeten Kenias Streitkräfte
       einen beeindruckenden Erfolg: die Eroberung der Stadt Bardhere, seit sieben
       Jahren unter Shabaab-Kontrolle und zuletzt die größte noch von den
       Islamisten gehaltene Stadt.
       
       Eigentlich wäre so etwas Aufgabe der Somalia-Mission der Afrikanischen
       Union (Amisom) – eine im Jahr 2007 gebildete multinationale Eingreiftruppe,
       deren Hauptkontingente aus Uganda und Burundi stammen. Nachdem Amisom
       jahrelang Somalias Hauptstadt Mogadischu gegen die Shabaab verteidigte,
       konnte sie in den letzten zwei Jahren ihren Aktionsradius erheblich
       ausdehnen und ihre Truppenstärke auf rund 22.000 Mann verdoppeln. Amisom
       ist nahezu komplett von US-amerikanischer Logistik und Finanzierung
       abhängig.
       
       Die politische Krise in Burundi, bei der sich wichtige Teile der dortigen
       Armee gegen die Regierung gestellt haben, schwächt die Amisom-Mission
       allerdings. Am 26. Juni wurde die burundische Amisom-Basis im Ort Leego
       außerhalb der Hauptstadt Mogadischu von Shabaab-Kämpfern überrannt;
       mindestens die Hälfte der 100 burundischen Soldaten wurden getötet. Danach
       musste sich Amisom aus einer Reihe von Ortschaften zurückziehen.
       
       ## Zivilisten hingerichtet
       
       Nun wollen Äthiopien und Kenia das rückgängig machen, mit rabiaten Mitteln.
       Kenias Offensive geht mit Luftangriffen einher, die Dutzende Opfer
       gefordert haben – angeblich alles Shabaab-Kämpfer. Auch Amisom rächt sich.
       Anfang der Woche meldeten somalische Quellen, Amisom-Truppen hätten in der
       Hafenstadt Merka bis zu 22 Zivilisten hingerichtet, manche davon bei der
       Erstürmung einer Koranschule.
       
       Die Zukunft Amisoms ist derzeit Thema im UN-Sicherheitsrat. Eine Option:
       ihre Überführung in eine UN-Blauhelmmission. Damit würde auch die Last der
       Finanzierung von den USA auf alle UN-Geber umverteilt werden und das
       US-Militär könnte sich verstärkt seinen eigenen Operationen in Afrika
       zuwenden.
       
       Diese werden immer mehr. Laut einer Auflistung des US-Journalisten Nick
       Turse gab es im Jahr 2014 674 separate US-Militäraktionen auf afrikanischem
       Boden, viermal mehr als zu der Zeit, bevor Obama US-Präsident wurde. Das
       Spektrum reicht von Drohnenangriffen in Somalia bis zur Hilfe für
       Ebola-Opfer in Liberia. Und erst diese Woche empfing Barack Obama in
       Washington Nigerias neuen Präsidenten Muhammadu Buhari zu Gesprächen über
       den Kampf gegen die Islamisten von Boko Haram.
       
       24 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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