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       # taz.de -- Kolumne Eben: Rückkehr der Hässlichsten
       
       > Beselich-Niedertiefenbach, Dresden-Stetzsch, Prien, Groß Lüsewitz,
       > Halberstadt, Lübeck, Sangerhausen, Haselbachtal, Tröglitz, Freital,
       > Bremen.
       
   IMG Bild: Deutsche in Dresden
       
       Für manche Beobachter ist der hässliche Deutsche in Form von Wolfgang
       Schäuble „wieder zurück“. Definitiv zurück ist die Steigerungsform des
       hässlichen Deutschen, der hässlichste Deutsche. Am Wochenende hatte er
       wieder Ausgang, in Dresden-Stetzsch.
       
       In den letzten Wochen war er fast täglich zurück auf der Straße. In
       Freital, Prien, Reichertshofen, Böhlen, Brandenburg an der Havel, Greiz,
       Meißen, Bremen, Remchingen, Waldaschaff, Groß Lüsewitz, Tröglitz,
       Halberstadt, Güstrow, Escheburg, Beselich-Niedertiefenbach, Limburgerhof,
       Mengerskirchen, Villigst, Porta Westfalica, Strasburg, Rostock,
       Hoyerswerda, Anklam, Wismar, Lübeck, Grabau, Berlin-Köpenick, Magdeburg,
       Haselbachtal, Freiberg, Sangerhausen, Coesfeld, Malterdingen und anderswo.
       
       Es genügt, diese lautmalerische Liste laut vorzulesen, um zu wissen, dass
       er einfach überall ist. Selbstverständlich aber ist die Mehrheit der
       Deutschen nicht hässlich, steht nicht pöbelnd auf den Straßen, skandiert
       nicht „Ausländer raus“, schmiert nicht Hakenkreuze an Wände, greift nicht
       Menschen tätlich an und wirft nicht Flaschen und Brandsätze auf Gebäude, in
       denen Menschen wohnen oder wohnen sollen, von denen sie glaubt, dass sie
       hier nichts verloren haben. Das hat die Mehrheit der Deutschen auch in den
       90er Jahren nicht getan.
       
       Wie die Mehrheit die Rückkehr des hässlichsten Deutschen findet, weiß man –
       lässt man den Durchdrehmodus in den sozialen Medien außen vor – nicht
       genau, vielleicht sogar richtig blöd. So wie sie das immer ziemlich blöd
       findet, wenn man im Ausland schlecht denkt über schlecht gelaunte und
       schlecht frisierte Deutsche mit schlechtem Benehmen.
       
       ## Diese Formulierungen
       
       Andererseits kann einem schon ein bisschen schlecht werden, wenn man an die
       70 Prozent denkt. Diese 70 Prozent, die Wolfgang Schäuble super finden,
       weil er den faulen Schmarotzern endlich nicht mehr unser Geld
       hinterherwirft. Ob diese 70 Prozent zwar nicht super finden, dass es
       hässlich wird, aber vielleicht doch Verständnis haben dafür, dass jemand
       endlich was gegen die Flüchtlingsflut tut?
       
       Bei Formulierungen wie „Asyl-Chaos“ (BILD) und Sätzen wie „Sie kommen ohne
       Rucksack und ohne Pässe. Nur ein Smartphone haben sie immer dabei“ (FAS)
       oder „Die Schwimmkunst hat in Ländern wie Syrien, Afghanistan und Eritrea
       keine Tradition“ (SZ) kann sich ein Leser dann auch noch zusammenreimen,
       dass, würden die Flüchtlinge schwimmen lernen statt ständig auf ihr Handy
       zu glotzen, vielleicht alles nur halb so chaotisch wäre in Deutschland.
       
       Schlecht werden kann einem auch, wenn von der „Wiedereinführung der
       Visumspflicht für die Balkanländer“ (Städte- und Gemeindebund) oder von
       „Sachleistung statt Taschengeld“ (Volker Bouffier) die Rede ist. Als
       Reaktion auf die Pogrome in den 90er Jahren rief Helmut Kohl seinerzeit den
       „Staatsnotstand“ aus. Nicht wegen des rechten Mobs, sondern wegen der
       „Asylantenflut“. Und schaffte de facto das Asylrecht ab.
       
       Bislang schweigt Angela Merkel. Dabei könnte sie ihre hässlichsten
       Mitbürger und Mitbürgerinnen ruhig mal zurückpfeifen. Sie könnte ihnen
       dabei auch über den Kopf streicheln und sagen: „Politik ist manchmal hart.
       Es werden manche wieder zurückgehen müssen.“ Schnell zurück will man aber
       den Gedanken nehmen, ihr könnte dabei auch der Satz „Du hast das doch prima
       gemacht“ rausrutschen.
       
       27 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Doris Akrap
       
       ## TAGS
       
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