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       # taz.de -- Türkei und die Syrien-Krise: Allianz denkt über IS-freie Zone nach
       
       > Während die Türkei ihre Luftangriffe fortsetzt, wird eine Sicherheitszone
       > in Nordsyrien diskutiert. Am Dienstag trifft sich die Nato zu einer
       > Sondersitzung.
       
   IMG Bild: Nato-Chef Jens Stoltenberg: Vor der Sondersitzung des Bündnisses am Dienstag hat die Türkei den militärischen Druck auf die Kurden mit neuen Angriffen verstärkt
       
       ISTANBUL dpa | Vor einer Sondersitzung der Nato hat die Türkei den
       militärischen Druck auf die Kurden sowohl im Irak als auch in Syrien mit
       neuen Angriffen verstärkt. Im „eigentlichen“ Kriegsgeschehen in Syrien im
       Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ist nach
       US-Medienberichten ein sogenannter Sicherheitskorridor entlang der Grenze
       zur Türkei geplant, den syrische Flüchtlinge nutzen könnten. Dafür sollten
       US-Kampfflieger, syrische Rebellen und das türkische Militär in der
       umkämpften Region eng kooperieren.
       
       Ankara hatte am Sonntagabend eine Sondersitzung der Nato-Botschafter
       beantragt, die für Dienstag angesetzt wurde. Man wolle aufgrund der
       Angriffe auf die nationale Sicherheit und der Bedrohungen das weitere
       Vorgehen mit den Verbündeten beraten, erklärte das türkische
       Außenministerium. Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags sind
       möglich, wenn ein Bündnispartner die Unversehrtheit des Gebiets, die
       politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht
       sieht.
       
       Eine Nato-Sprecherin erklärte dazu am Montag auf Anfrage in Brüssel:
       „Dieses Treffen ist ein Zeichen der starken Solidarität mit der Türkei. Und
       es zeigt, dass das Bündnis die Entwicklungen sehr aufmerksam verfolgt.“
       
       Die Bundesregierung sieht in dem Konflikt der Türkei mit der
       Terrororganisation IS derzeit keine Grundlage für einen Nato-Einsatz. „Der
       Bündnisfall ist weit weg“, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am
       Montag in Berlin. Die Linke forderte angesichts des militärischen Vorgehens
       der Türken gegen Kurden den sofortigen Abzug deutscher Patriot-Raketen aus
       der Türkei.
       
       ## Stoltenberg mahnt Verhältnismäßigkeit an
       
       Türkische Panzer beschossen den von kurdischen Milizen gehaltenen Ort Sor
       Maghar im Norden Syriens, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für
       Menschenrechte. Das Dorf wird von kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) und
       gemäßigten Rebellen kontrolliert.
       
       Türkische F-16 Kampfjets griffen am Sonntagabend zudem nach Angaben
       türkischer Medien erneut Stützpunkte der verbotenen kurdischen
       Arbeiterpartei PKK im Nordirak an. Sie hätten die Region Hakurk
       bombardiert. Die PKK erklärte nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite
       Rudaw, drei ihrer Kämpfer seien getötet worden.
       
       Auf ihrer Website teilte der militärische Flügel der PKK außerdem mit, die
       türkische Armee habe am Montagmittag erneut Luftschläge im Nordirak
       geflogen. Das Büro des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu
       bestätigte am Montag lediglich die Angriffe vom Sonntag.
       
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte Davutoğlu davor, mit den
       Luftangriffen gegen die PKK den Friedensprozess mit den Kurden zu
       gefährden. In einem Interview des norwegischen Rundfunks NRK sagte
       Stoltenberg, die Türkei habe das Recht, sich gegen Terroranschläge zu
       verteidigen. Allerdings sollten die Maßnahmen „verhältnismäßig“ sein.
       
       ## Sicherheitszone in Nordsyrien
       
       Der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier sagte am Montag, sein
       türkischer Kollege Mevlüt Çavuşoğlu habe ihm am Telefon zugesichert, dass
       Ankara an einer Fortsetzung des Friedensprozesses mit den Kurden
       interessiert sei. Steinmeier sagte ihm nach Angaben des Auswärtigen Amtes
       „gemeinsame Anstrengungen“ im Kampf gegen den IS zu. Ziel bleibe, dass sich
       die Terrormiliz nicht weiter in der Region ausbreite, erklärte Steinmeier.
       
       Entsprechend hatten sich die USA und die Türkei nach Berichten
       amerikanischer Medien auf den Aufbau einer „Sicherheitszone“ in einem
       Streifen im Norden von Syrien an der türkischen Grenze geeinigt. Das
       berichteten die New York Times und die Washington Post am Montag unter
       Berufung auf ungenannte Regierungsmitarbeiter beider Seiten.
       
       Der Streifen solle rund 100 Kilometer lang sein und könnte viele syrische
       Flüchtlinge aufnehmen, die derzeit in der Türkei leben. „Ziel ist es, eine
       IS-freie Zone zu schaffen und mehr Sicherheit und Stabilität entlang der
       türkischen Grenze zu Syrien zu gewährleisten“, zitierte die New York Times
       einen Mitarbeiter der US-Regierung.
       
       Unterdessen gingen die Razzien gegen Anhänger des IS und der PKK weiter.
       Nach Regierungsangaben wurden seit Freitag 1.050 Menschen festgenommen.
       Eine genaue Aufschlüsselung dazu fehlte. Im Istanbuler Viertel Gazi kam es
       am dritten Tag in Folge zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Anwohnern.
       
       27 Jul 2015
       
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