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       # taz.de -- Umsatz im Fairtrade: Faire Rekorde im Supermarkt
       
       > Für gut eine Milliarde Euro haben VerbraucherInnen im Jahr 2014 Produkte
       > aus fairem Handel gekauft. Doch es gibt auch Kritik am Massenmarkt.
       
   IMG Bild: Kaffee hat einen hohen Anteil an den fair gehandelten Produkten
       
       Berlin taz | Der faire Handel in Deutschland ist 2014 stark gewachsen.
       VerbraucherInnen haben für mehr als eine Milliarde Euro Produkte aus fairem
       Handel gekauft, teilte der Branchenverein Forum Fairer Handel mit. Das sei
       eine Steigerung von 31 Prozent, sagte Manuel Blendin, Geschäftsführer des
       Netzwerks, in dem etwa der Weltladen-Dachverband und Gepa organisiert sind.
       „In den letzten drei Jahren haben sich die Fair-Handels-Umsätze
       verdoppelt.“
       
       60,5 Millionen davon entfallen auf Fairtrade-Produkte aus dem globalen
       Norden, die in den vorangegangenen Jahren nicht mit in die Bilanz
       aufgenommen worden waren. Ein starkes Wachstum ist aber auch ohne diese
       Waren zu verzeichnen: Mit ausschließlich aus dem globalen Süden stammenden
       Artikeln wurden insgesamt 966 Millionen Euro umgesetzt – 2013 waren es erst
       784 Millionen Euro.
       
       Auf den Einzelnen umgerechnet sind die Deutschen allerdings nicht gerade
       Spitzenreiter: „Mit 13 Euro Pro-Kopf-Ausgaben für fair gehandelte Produkte
       hängt Deutschland der Schweiz und Großbritannien noch deutlich hinterher“,
       sagte Blendin. Die SchweizerInnen etwa gaben 2014 pro Kopf gut 57 Euro für
       faire Waren aus – fast viermal so viel wie deutsche VerbraucherInnen.
       
       Probleme machen dem fairen Handel laut Forum Fairer Handel vor allem zwei
       Punkte: Zum einen stelle der Klimawandel viele Produzenten vor
       Herausforderungen, sagte Blendin. Manche Kaffeebauern etwa könnten wegen
       das veränderten Wetters auf ihren Plantagen weniger als bisher anbauen. Zum
       anderen erschwere die Euroschwäche die Arbeit der Handelsorganisationen;
       sie mussten mit Preiserhöhungen reagieren, erklärte der Geschäftsführer des
       Vereins.
       
       ## Den größten Anteil hat das Fairtrade-Siegel
       
       Den größten Anteil an dem hohen Wachstum machten mit 78 Prozent und einem
       Umsatz von 797 Millionen Euro Produkte mit dem Fairtrade-Siegel aus. Es
       gibt sie insbesondere in Supermärkten. Somit treiben die großen
       Einzelhändler den Umsatz fairer Waren stark voran. Weltläden und
       Aktionsgruppen setzten Produkte für 72,5 Millionen Euro um.
       
       Auf dem Wachstum will es der Branchenverein aber nicht beruhen lassen. Es
       müsse gesetzliche Regelungen geben, nach denen Unternehmen ihr Wirtschaften
       gestalten, sagte Armin Massig, politischer Referent des Forums. Konzerne
       würden stets auf freiwillige Verpflichtungen pochen. „Das funktioniert
       nicht“, erklärte Massig. Der Verein fordert unter anderem, dass Unternehmen
       für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in der gesamten
       Lieferkette zur Rechenschaft gezogen werden.
       
       Konzerne und Verbände haben sich in der Vergangenheit häufiger gegen
       Vorschläge zu ähnlichen Gesetzen ausgesprochen: So sagte der
       Außenhandelsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Heiko
       Schwiderowski, etwa Anfang des Jahres: „Wir sind der Ansicht, dass die
       Selbstverpflichtungen, die sich die Unternehmen zum Schutz der Menschen-
       und Arbeitnehmerrechte auferlegt haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
       bisher sehr gut funktionieren.“ Unternehmen könnten nicht für das Versagen
       von staatlichen Stellen verantwortlich gemacht werden.
       
       Gesetzliche Regelungen findet auch Roland Röder, Geschäftsführer der
       bundesweit tätigen Nichtregierungsorganisation (NGO) Aktion 3. Welt Saar
       sinnvoll. Doch mag er nicht einstimmen, wenn es um das Wachstum geht:
       „Nein, das ist eigentlich keine Erfolgsmeldung.“ Die NGO betreibt zwar
       selbst ehrenamtlich einen Dritte-Welt-Laden. Seine Kritik ist
       grundsätzlicher: „Eine bessere Welt ist nicht käuflich.“ Fairer Handel
       könne in einem kleinen Rahmen sinnvoll und richtig sein. „Aber es gibt
       keinen fairen Kapitalismus“. Deshalb müsse die Bewegung wieder politischer
       werden.
       
       5 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eva Oer
       
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