URI: 
       # taz.de -- Windows 10 analysiert Anwenderdaten: Der Nutzer als wichtigstes Produkt
       
       > Viele Anwender bekommen Windows 10 kostenlos. Doch dafür müssen sie sich
       > nun noch stärker ausspionieren lassen.
       
   IMG Bild: Die Werbung leuchtet hell – doch mit dem Datenschutz sieht es düster aus.
       
       Mannheim taz | Es klingt nach einem guten Angebot: Seit einer Woche können
       Nutzer kostenlos zu Microsofts Betriebssystem Windows 10 wechseln, sofern
       sie die Vorgängerversionen 7 oder 8.1 installiert haben. Das Unternehmen
       verspricht viele Vorteile: „Die neue Windows-Generation ist nicht nur
       schneller und sicherer, sie ermöglicht einen persönlicheren Zugang zu
       Technologien“, wirbt Microsoft.
       
       Doch das Unternehmen, das mit seinem Betriebssystem jahrzehntelang viel
       Geld eingenommen hat, gibt mit dem kostenlosen Windows 10 sein bisheriges
       Geschäftsmodell auf – und braucht darum neue Einnahmequellen. Künftig sucht
       der Konzern sein Heil in der Werbung – aber nicht irgendwelche Werbung,
       sondern individuelle. „Microsoft hat Werbung personalisiert“, gibt das
       Unter nehmen offen zu. Statt mit Geld zahlen die Nutzer also auch bei
       Microsoft noch stärker mit ihren Daten.
       
       Damit die Personalisierung auf rechtlich sicherem Fundament steht, hat der
       Konzern zum 1. August neue Geschäftsbedingungen für 80 Anwendungen in Kraft
       gesetzt, darunter das Büropaket Office und das Telefonprogramm Skype. Zwar
       beteuert der Anbieter, keine Inhalte seiner Nutzer für die Werbung zu
       nutzen. Doch damit sind Analysen nicht ausgeschlossen, wie, mit wem und wo
       jemand kommuniziert.
       
       Doch damit nicht genug: Eine Testversion von Windows 10 war einem Bericht
       des britischen Inquirer zufolge in der Lage, Tastatureingaben zu verfolgen.
       Wenn also jemand seinen Lebenslauf mit Word verfasst, kennt der Konzern
       nicht nur den beruflichen Werdegang, sondern weiß auch, wie schnell die
       Zielperson tippt.
       
       ## Sprache, Mimik und Gesten werden erkannt
       
       Windows nutzt nicht nur die Tastatur, sondern kann auch per Sprache bedient
       werden – die dazu entwickelte virtuelle Assistentin „Cortana“ nutzt Orts-
       und Kalenderdaten und stöbert in Mails. Zur Erkennung wird die Sprache in
       die USA übertragen. Erfasst werden auch Akzente, Satzmelodie, Rhythmus und
       Sprechtempo. Microsoft bestätigt, „personalisierten Sprachmodelle“
       anzulegen – um die Spracherkennung zu verbessern. Ab Herbst soll Cortana
       außerdem Mimik und Gesten erkennen können.
       
       Diese Ausforschung der Nutzer sehen Manche kritisch - und man kann sich
       dagegen wehren. Andreas Marx, Geschäftsführer des unabhängigen
       IT-Sicherheitsinstituts AV Test (Magdeburg) empfiehlt den Nutzern, die
       gewählten Voreinstellungen zur Privatsphäre beim Installieren im Zweifel
       abzulehnen. Microsoft wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben.
       
       9 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Joachim Jakobs
       
       ## TAGS
       
   DIR Software
   DIR Microsoft
   DIR Windows
   DIR Datenschutz
   DIR Google
   DIR Microsoft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Google gegen Europa: Überfordert das Netz seine Aufseher?
       
       Eine Kommissarin in Brüssel will Google Grenzen setzen. Aber wieviel Macht
       hat eine Behörde in einer digitalisierten Welt?
       
   DIR Neues Büro-Paket von Microsoft: Weg vom Einmalzahler
       
       Der Softwarekonzern hat eine neue Version seines Büroprogramms vorgestellt.
       Statt das Anwendungspaket zu erwerben, kann man nun auch mieten.