URI: 
       # taz.de -- Arbeitsvermittlung für Geflüchtete: „Davon können wir nur profitieren“
       
       > Zwei Studenten haben die erste Arbeitsplatzbörse für Geflüchtete
       > gegründet. Dafür bekommen sie nicht nur Fanmail.
       
   IMG Bild: „Ich arbeite“ – Traum vieler Geflüchteter.
       
       Es ist ein Abschlussprojekt, das Tausenden den Neuanfang erleichtern soll.
       Die Studenten David Jacob und Philipp Kühn haben die erste Jobbörse für
       Flüchtlinge gegründet. [1][„Workeer“] will arbeitssuchende Flüchtlinge mit
       potenziellen Arbeitgebern verbinden. Bewerber erstellen ein Profil mit
       Berufswunsch sowie Angaben zu Ausbildung und Sprachkenntnissen.
       
       Arbeitgeber inserieren Jobangebote oder können auf „Workeer“ nach
       geeigneten Kandidaten suchen. Der Name der Plattform, sofern er schnell
       über die Lippen geht, ist eine Einladung: „Work here“. „Arbeite hier“.
       Verbunden ist sie mit der Chance auf Integration. 
       
       taz: Herr Jacob, ihnen und ihrem Projektpartner Philipp Kühn erst einmal
       herzlichen Glückwunsch zum Bachelorabschluss. Seit wenigen Tagen ist ihre
       Webseite nun auch live. Wie ist denn die Idee dazu entstanden? 
       
       David Jacob: Wir wollten etwas Praktisches machen, etwas für Menschen,
       etwas was mit der wirklichen Welt zu tun hat. Wir sind beide sehr
       politikinteressiert. Mich hat genervt, wie die Politik mit dem Thema
       Flüchtlinge umgeht. Es werden keine guten Konzepte entwickelt, die zu einem
       besseren Ergebnis führen. Auch die Kommunikationskultur ist eine
       frustrierende. Es gibt einfach keinen Grund, warum Menschen mit einer guten
       Ausbildung oder tollen Fähigkeiten, die hier herkommen, nicht einen
       Arbeitsplatz finden sollten. Und das wollen wir ihnen einfach ermöglichen.
       Davon können wir auch als Gesellschaft nur profitieren.
       
       Wie sind sie vom Problem zum Konzept gekommen? 
       
       Es gibt natürliche eine Menge Probleme, die es zu lösen gilt. Wir haben
       geguckt, welches wir im Rahmen einer Bachelorarbeit sinnvoll angehen
       können. Bei dem Thema Arbeitsvermittlung haben viele Faktoren gestimmt. Wir
       können einen großen Nutzen erzielen, für die Geflüchteten und für die
       Gesellschaft. Und für uns ist daraus ein spannendes Projekt entstanden, das
       wir innerhalb von vier Monaten realisieren konnten.
       
       Sie sind noch in der Beta-Phase, bekommen aber bereits sehr viel
       Aufmerksamkeit. Die Bewerberliste füllt sich vom Apotheker bis zum
       Zahnarzt. Inwiefern prüft ihr, wer sich auf eurer Plattform anmeldet? 
       
       Bisher haben wir kein Prüfverfahren. Jeder kann sich anmelden, registrieren
       und sein Profil ausfüllen. Langfristig wollen wir mit Initiativen
       zusammenarbeiten und Kooperationen aufbauen, sodass Fehler bei den
       Profilangaben verbessert werden können. Wir versuchen auch gerade einen
       Blick darauf zu haben, was Unternehmen für Jobangebote inserieren. Die
       ersten Inserate waren unbezahlte Festanstellungen. So eine Ausbeutung
       wollen wir natürlich nicht. Das haben wir dann direkt geändert. Man kann
       jetzt keine unbezahlten Jobangebote mehr bei uns reinstellen.
       
       Haben sie sonst schon schlechte Erfahrungen gemacht? 
       
       Das Feedback ist bisher überwiegend positiv. Vereinzelt haben wir aber auch
       ekelhafte Anfeindungen bekommen, Mails, in denen wir als
       „Vaterlandsverräter“ beschimpft wurden. Oder Vorwürfe, wir hätten die
       Pforten der Hölle geöffnet. Aber wir haben da mit mehr gerechnet. Es gab
       viele Meldungen von Bewerbern, die sich für alles bedankt haben. Und uns
       erreichen auch viele Fragen.
       
       Was sind denn die häufigsten Nachfragen? 
       
       Ganz oft fragen uns Leute, ab wann das Jobportal in mehreren Sprachen
       angeboten wird. Das liegt natürlich nahe. Noch ist die Seite nur auf
       deutsch. Doch Übersetzungsbüros haben uns bereits kontaktiert und uns
       unentgeltliche Hilfe angeboten. Dazu werden wir auch immer nach der
       Rechtslage gefragt. Wir bieten auf der Seite Informationsmaterial und
       Kontaktdaten zu Ansprechpartnern an. Das wollen wir sehr gern ausbauen und
       auch Leitfäden für Arbeitgeber entwickeln.
       
       Auf der Website kündigen sie den offiziellen Launch für Ende des Jahres an.
       Gibt es schon Pläne, wie „Workeer“ weiter finanziert wird? 
       
       Es gibt keinen Finanzierungsplan. Wir wollten eine gute Abschlussarbeit
       machen und dabei Flüchtlingen helfen, hier auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu
       fassen. Wir haben Lust, das Ganze weiterzuentwickeln, aber uns ist auch
       klar, dass wir es unmöglich hauptberuflich machen können. Philipp hat schon
       lange seine Selbstständigkeit mit entsprechenden Projekten geplant und ich
       habe ab Mitte August eine Festanstellung in einer Agentur. Wir werden
       natürlich versuchen, uns für das Projekt Zeit zu nehmen.
       
       Was haben sie eigentlich für eine Note bekommen? 
       
       Zweimal sehr gut.
       
       30 Jul 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.workeer.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Kamprath
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Integration
   DIR Arbeitsvermittlung
   DIR Arbeitsmarkt
   DIR Flüchtlinge
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Flüchtlinge
   DIR Flüchtlinge
   DIR Flüchtlinge
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR RefugeeHackathon in Berlin: Der Refugee und der Nerd
       
       Auf dem RefugeeHackathon sitzen Programmierer und Geflüchtete zusammen am
       Tisch. Dabei enstehen Apps, die den Menschen das Leben erleichtern.
       
   DIR Plan für Umgang mit Flüchtlingen: Aus „sicheren“ Staaten
       
       Flüchtlinge werden in Deutschland sehr unterschiedlich behandelt – je nach
       Herkunftsland. Für Menschen aus „sicheren“ Staaten soll gelten ...
       
   DIR Plan für Umgang mit Flüchtlingen: Aus „unsicheren“ Staaten
       
       Flüchtlinge werden in Deutschland sehr unterschiedlich behandelt – je nach
       Herkunftsland. Für Menschen aus „unsicheren“ Staaten gilt ...
       
   DIR Unterbringung von Flüchtlingen: Willkommen in Sachsen
       
       Zuerst hatte niemand in Böhlen etwas gegen Asylbewerber. Doch nun dreht
       sich die Stimmung. Ein Besuch in zwei sächsischen Gemeinden.
       
   DIR Initiative von Jurastudierenden in Berlin: Studis geben Flüchtlingen recht
       
       Mit der Refugee Law Clinic wollen Studierende der Humboldt-Uni Geflüchteten
       nicht nur helfen, sondern auch politische Debatten anstoßen.
       
   DIR Zugang zur Arbeit für Flüchtlinge: Arbeitsagentur will „Blue Card“
       
       Für Asylbewerber ist die Jobsuche in Deutschland extrem schwierig. So
       sitzen oft gut ausgebildete Flüchtlinge untätig in Heimen. Die
       Arbeitsagentur will das ändern.