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       # taz.de -- Bremer SV unterliegt Eintracht Frankfurt: Heimweh nach Walle
       
       > Der Bremer SV empfing mit Eintracht Frankfurt einen Bundesligisten und
       > musste auf einen fremden Platz ausweichen. Am Ende gab‘s ein freundliches
       > 0:3.
       
   IMG Bild: Das war noch nicht das letzte Ding: Frankfurts Stefan Aigner (hinten re.) auf dem Weg zum 0:2
       
       Bei Pokalspielen zwischen Bundes- und Fünftligisten gibt es für
       Berichterstatter zwei Möglichkeiten. Kommt es wider Erwarten zu einem
       spannenden Spiel, dann bietet das sportliche Geschehen genug Futter für
       Schlagzeilen. Verläuft aber alles nach Plan und der Favorit gewinnt nach
       einem gemütlichen Nachmittag locker mit, sagen wir, 3:0, dann wird schon
       mal eine Randerscheinung skandalisiert. Beim Spiel des Bremer SV gegen
       Eintracht Frankfurt führten so nun einige Schwingungen des Sicherheitszaun
       zur Schlagzeile „Frankfurter Fans sorgen fast für Spielabbruch“. Von einem
       „friedlichen Verlauf“ sprach dagegen die Bremer Polizei nach dem Spiel am
       Samstag und lobte die angereisten 2.000 Frankfurter Fans ausdrücklich für
       ihr „disziplinierten Verhalten“.
       
       „Als kleiner Verein haben wir bei der Organisation von der Erfahrung
       bundesligaerfahrener Sicherheitsleute profitiert“, sagt Frank Stemmann,
       seit Kurzem der Fanbeauftragte des Bremer Sportvereins. Angesichts von
       knapp 400 Mitgliedern, darunter ein harter Kern von zehn Anhängern und
       einer Trommel, ist seine Funktionsbeschreibung vielleicht etwas hochtrabend
       Aber die DFB-Statuten schreiben sie genauso vor wie jene
       Sicherheitsbestimmungen, die es nötig machten, das Spiel vom heimischen
       Stadion im rauen Bremer Westen in den gediegenen Teil des Ostens zu
       verlegen.
       
       „Klar hätten wir lieber am Panzenberg gespielt“, sagt Stemmann, und wirkt
       etwas wehmütig beim Gedanken an die Atmosphäre im Arbeiterstadtteil Walle,
       wo dem Bremer SV normalerweise 250 Zuschauer genügen, um den Gegner
       einzuschüchtern. Am Vinnenweg nun waren 2.000 Bremer Anhänger nicht genug,
       um dem eingespielten Ultra-Support der Frankfurter etwas entgegenzusetzen.
       Dabei hat der bodenständige BSV den eigentlich hier ansässigen FC
       Oberneuland, der nach einigen Höhenflügen in der Landesliga spielt, mit
       zwei Amateurmeistertitel und Pokalgewinnen in den letzten zwei Jahren
       längst wieder überflügelt.
       
       Noch Anfang der 1950er Jahre lief der BSV sogar Werder Bremen den Rang ab
       und im vergangenen Jahr wurde der Wiederaufstieg in die Regionalliga nur
       knapp verpasst. Einer der wenigen, der in der langen Dürrephase jeden
       Sonntag zum Panzenberg ging, ist Frank Stemmann. „Meine Großeltern wohnten
       in der Nähe vom Stadion“, erzählt Stemmann, der unter dem Namen „Trio“ zum
       Urgestein der Bremer Punkszene zählt. „Seit ich als Junge das erste Mal an
       der Kasse durchgeflutscht bin, gehe ich zum BSV.“ Der damalige Kassierer
       grüßt ihn immer noch. Jetzt träumt Stemmann davon, dass der nächste
       Auftritt im DFB-Pokal endlich am Panzenberg stattfinden kann.
       
       Der diesjährige endete zwar mit einer Niederlage, aber auch mit viel Lob
       von Experten und Gegner. Von einer „guten Leistung“ des BSV sprach
       Frankfurts Trainer Armin Veh, und ein euphorisierter Anhänger fing
       BSV-Trainer Klaus Gelsdorf mit den Worten ab: „Das war eines Bremer
       Meisters würdig: nicht einfach den Ball nach vorne schlagen, sondern auch
       gegen einen Bundesligisten überlegt angreifen.“ Bei Gelsdorf selbst mischte
       sich in den Stolz über die gute Leistung auch ein bisschen Ärger über
       einige Löcher im Mittelfeld – wo die beiden Spieler gestanden hätten, die
       für dieses Spiel nicht ihren Urlaub unterbrechen und anreisen wollten. „Wir
       befinden uns eben“, sagt er ohne dass es nach Vorwurf klingt, „im
       Amateurbereich.“
       
       10 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Lorenzen
       
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