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       # taz.de -- Dissident in Syrien: Journalist Masen Darwisch ist frei
       
       > Der Journalist und Anwalt Masen Darwisch ist aus dem Gefängnis entlassen
       > worden. Mehr als drei Jahre wurde er in Syrien festgehalten.
       
   IMG Bild: Damaskus: von Bomben zerstörte Gebäude.
       
       BERLIN taz | Wirklich gute Nachrichten aus Syrien haben derzeit wahrlich
       Seltenheitswert. Aber jetzt gibt es eine. Masen Darwisch, ein bekannter
       Journalist und Anwalt, wurde am Montagabend nach drei Jahren, fünf Monaten
       und 23 Tagen aus der Haft entlassen. Dennoch muss er Ende des Monats wegen
       der „Unterstützung terroristischer Handlungen“ vor Gericht erscheinen.Zwei
       seiner Mitstreiter, Hani Saitani und Hussein Gheir, kamen bereits zum Ende
       des Ramadan am 18. Juli im Zuge einer Amnestie unter Vorbehalt auf freien
       Fuß.
       
       Der 1974 geborene Darwisch hatte im Jahr 2004 in zwei Kellerräumen in
       Damaskus das Syrische Zentrum für Medien und Meinungsfreiheit (SCM)
       gegründet. Wie andere syrische regierungsunabhängige Organisationen auch,
       arbeitete das SCM ohne offizielle Genehmigung.
       
       Eine ständige Gratwanderung, erklärte Darwisch 2009 in einem Interview.
       Denn die Geheimdienste fürchteten nicht das, was tatsächlich passiert,
       sondern das freie Denken an sich. „Sobald sie spüren, dass es eine andere,
       unabhängige Meinung gibt, die nicht der offiziellen Lesart entspricht,
       werden sie nervös“, sagte er damals.
       
       „Die Idee der Freiheit macht ihnen Angst.“ Zwei Jahre später, im März 2011,
       gingen Syrer landesweit mit dem Ruf nach Freiheit auf die Straßen. Darwisch
       berichtete darüber auf der inwzischen gesperrten Website syriaview.net.
       
       Der Geheimdienst ließ nicht allzu lange auf sich warten. Im Februar 2012
       durchsuchten die Handlanger des Regimes von Präsident Baschar al-Assad die
       Räume des Medienzentrums und nahmen Darwisch und mehrere seiner Kollegen
       fest. Auf „Unterstützung terroristischer Handlungen“ steht schlimmstenfalls
       die Todesstrafe.
       
       ## Internationale Unterstützung
       
       Im Gegensatz zu den meisten der schätzungsweise 150.000 bis 200.000
       politischen Gefangenen in Syrien hatte Darwisch die internationale
       Öffentlichkeit auf seiner Seite. Organisationen wie Amnesty International
       und Human Rights Watch forderten seine Freilassung und die seiner
       Mitstreiter.
       
       Für Öffentlichkeit sorgten auch die Preise, die ihm verliehen wurden. So
       erhielt er neben dem Preis der Lutherstädte auch jenen der
       UN-Kulturorganisation Unesco für sein Engagement im Bereich Medien und
       Menschenrechte. Damit werde Darwischs mehr als zehnjährige Arbeit
       gewürdigt, die er unter großen persönlichen Opfern und trotz Verfolgung,
       Inhaftierung und Folter geleistet habe, teile die Unesco im Mai mit. Der
       mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde von seiner Frau Jara Bader
       entgegengenommen.
       
       In einer Reaktion auf seine Freilassung teilte Amnesty International mit,
       Darwisch hätte gar nicht erst festgenommen werden dürfen. Die
       Menschenrechtsorganisation rief die Regierung in Damaskus auf, die
       „erschütternden Menschenrechtsverletzungen“ in Syrien zu beenden.
       
       11 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Seel
       
       ## TAGS
       
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