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       # taz.de -- Kommentar Flüchtlingsunterbringung: Abschreckung mit Zeltplanen
       
       > Ihr seid hier nicht willkommen. Das ist die Botschaft hinter der
       > Unterbringung von Flüchtlingen in Zelten. Ein probates Mittel für die
       > Politik.
       
   IMG Bild: Bundeswehrsoldaten bauen am 12. August in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt Zelte auf.
       
       Nur Zyniker können von Camping sprechen. Zehntausende Menschen müssen den
       brütend heißen Sommer unter provisorischen Planen verbringen – ohne den
       geringsten Rest Privatsphäre in eng belegten Bundeswehrzelten. Sie sind
       abgesondert von der übrigen Bevölkerung.
       
       Und ja, es wird für sie gesorgt – mit Essenspaketen, Wasserflaschen und
       Trockentoiletten. Wer Glück hat, kommt in einer Turnhalle unter. Aber kann
       man das, was diese Asylbewerber bei uns im reichen Deutschland über Wochen
       und Monate erleben müssen, ein würdiges Leben nennen?
       
       Die Botschaft hinter dieser Art der Unterbringung aber lautet: Ihr seid
       hier nicht willkommen. Das hier ist kein Schlaraffenland. Wenn ihr nach
       Hause telefoniert, sagt das den Daheimgebliebenen.
       
       Dabei ist es unstrittig, dass die große Zahl der ankommenden Flüchtlinge
       die Verwaltung vieler Kommunen vor große Probleme stellt. Der Wohnraum in
       den Ballungszentren ist knapp und die Zahl leer stehender Kasernen
       begrenzt. Zudem sind viele bestehende Einrichtungen für Asylbewerber in den
       letzten 20 Jahren umgewidmet worden, weil man blauäugig der Meinung war,
       die veränderte Gesetzgebung habe dafür gesorgt, dass auf Dauer weniger
       Menschen eintreffen würden.
       
       Dennoch kommt der Verdacht auf, dass Zeltstädte auch deshalb überall aus
       dem Boden sprießen, weil öffentlichen Verwaltungen bisweilen Fantasie und
       Engagement für bessere Lösungen fehlen. Und weil die Politik mit den Zelten
       ein probates Mittel zur Abschreckung gefunden hat.
       
       Es ist absehbar, was diese extrem enge Art der Unterbringung für das Leben
       der Flüchtlinge bedeutet. Die Menschen sind ohnehin schon zum Warten
       verdammt. Sie dürfen nicht arbeiten. Die meisten von ihnen sind junge
       Männer aus Albanien bis Afghanistan, die, voller Tatendrang, zum
       Herumsitzen verurteilt sind. Schon jetzt mehren sich Konflikte zwischen
       Gruppen, es gibt Prügeleien aus nichtigen Anlässen, Angriffe auf das
       Personal.
       
       Wer dafür sorgen will, dass Flüchtlinge kriminelle Delikte begehen, der
       stecke sie zu 100 Mann in ein fünf Kilometer vom nächsten Ort entferntes
       Bundeswehrzelt. Er möge sich aber anschließend nicht darüber wundern, wenn
       deutsche Rassisten ihre Vorurteile bestätigt zu sehen glauben.
       
       14 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Hillenbrand
       
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