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       # taz.de -- nachruf: Der Big-Band-Mann vom ZDF
       
   IMG Bild: Verstarb mit 89 Jahren: Max Greger
       
       Jüngere können nicht mehr wissen, wie sehr er einst zum Inventar in
       deutschen Wohnzimmern gehörte: Max Greger gab für das gerade gegründete ZDF
       1963 den ersten Bandleader. Sein Gesicht prägte das Bild des Senders
       gründlich. Der gebürtige Münchner, Sohn einer Metzgerfamilie aus dem
       Arbeiterstadtteil Giesing, sollte zunächst den Laden der Eltern übernehmen,
       aber die echte Passion war Musik, zunächst ausgedrückt durch ein
       geschenktes Akkordeon. Zwei Wochen nach Kriegsende spielte Greger in einem
       Club nahe dem Münchner Marienplatz vor amerikanischen GIs – und zwar die
       Musik, die bis dahin in Deutschland verpönt war: Jazz. Swing,
       Boogie-Woogie, später Rock ’n’ Roll.
       
       Greger verkörperte mindestens für die Westdeutschen die ästhetische
       Modernisierung in der Unterhaltungsmusik und ihrer Hörgewohnheiten –
       ähnlich, wie es seine Kollegen Kurt Edelhagen, Paul Kuhn, James Last, Hugo
       Strasser und Bert Kaempfert in jener Ära vermochten. Auf Trümmern
       germanischen Pathos wuchs amerikanische Coolness – und Greger gab einen der
       wichtigsten Stichwortgeber für diese kulturelle Erziehungsleistung.
       
       Greger, 1926 geboren, war kein begnadeter Komponist; was ihn auszeichnete,
       war die Arbeit an einem Orchesterklang vor allem im Stil des Swing. Das
       Saxofon selbst war ihm das liebste Instrument, im Fernsehen sah man ihn
       beim Spiel mit glühend-rot aufgepumpten Backen.
       
       Greger produzierte mehr als 3.000 Stücke, stand für Hunderte Schallplatten,
       gab den guten Nicht-mehr-Nazi-Deutschen auch Ende der Fünfziger bei einer
       umjubelten Orchestertournee durch die Sowjetunion. Das populärste von
       Greger arrangierte Stück war das Intro des „aktuellen sportstudios“, das
       immer noch zum Auftakt der Sportshow gespielt wird. Das seien 23 Sekunden,
       auf die er besonders stolz sei, sie geschaffen zu haben, bekannte Max
       Greger.
       
       Noch im Juli stand der bekennende Bayer dirigierend und musizierend auf der
       Bühne. Das legendäre Gesicht des swingenden Postwirtschaftswunders starb
       vorgestern im Alter von 89 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung in
       seiner Heimatstadt München.
       
       Jan Feddersen
       
       17 Aug 2015
       
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