# taz.de -- Handballstar gibt sich als Flüchtling aus: Flucht-Story als Werbemittel
> „Abdoudiouf1993“ begleitet seine Flucht nach Europa auf Instagram, Medien
> berichten. Dann kommt heraus: Alles ist gestellt. Und: Es ist Werbung.
IMG Bild: Mit Fotos wie diesem hat der spanische Handballstar Hagi Toure britische Medien getäuscht.
Täglich erreichen uns Meldungen über Flüchtlinge und ihren Leidensweg, die
es bis ins sichere Europa schaffen wollen. Vielleicht ist das der Grund,
warum manche Medien nicht mehr kritisch mit der Thematik umgehen, oder
liegt das einfach an unserer „großen“ Anteilnahme an deren Schicksal? Da
kann es nämlich auch einem großen Medienhaus passieren, dass es einer
Werbeagentur auf den Leim geht.
Eine spanische Agentur hatte die Idee, [1][einen Instagram-Account für
einen angeblichen „abdoudiouf1993“] anzulegen. Der junge Afrikaner
dokumentierte eine Woche lang über Fotos und Hashtags (wie [2][#instamood]
und [3][#foodporn] – komisch, oder?) seinen mühsamen Weg nach Europa. Doch
dann kam heraus: Alles nur ein Fake, eine Werbeaktion für eine
Fotoausstellung in Barcelona. Hinter „abdoudiouf1993“ steckt in Wahrheit
der spanische Handballstar Hagi Toure.
Die [4][britische Ausgabe] der Huffington Post (später auch die
[5][deutsche Ausgabe]) hat die Geschichte ernst genommen und dem jungen
„Flüchtling“ einen Beitrag gewidmet. Schnell wurde der Beitrag von vielen
Lesern repostet oder retweetet. Keiner hat sich darüber gewundert, dass der
Account von „abdoudiouf1993“ erst mit der vermeintlichen Flucht gestartet
wurde oder dass es sich bei dem Namen um den senegalesischen „Thomas
Müller“ handelt.
Die Geschichte um Abdoudioufs angebliche Flucht ist einmal mehr ein
Beispiel für die Macht der Klickzahlen. Bei vielen Onlinemedien scheinen
die mittlerweile wichtiger als journalistische Gründlichkeit oder
kritisches Denken. Da wird dann eben auch mal akzeptiert, dass sich eine
Geschichte als falsch herausstellt. Hauptsache, sie klickt sich gut.
Erst gestern hat [6][die spanische Zeitung] El País die wahre Story hinter
dem angeblichen Happy End des Ammenmärchens entdeckt. Man darf nun mal
nicht alles glauben, was man liest – oder was Tausende im Internet teilen.
Klickzahlen sind kein Glaubwürdigkeitsgarant.
4 Aug 2015
## LINKS
DIR [1] http://instagram.com/abdoudiouf1993/
DIR [2] http://instagram.com/explore/tags/instamood/
DIR [3] http://instagram.com/explore/tags/foodporn/
DIR [4] http://www.huffingtonpost.co.uk/2015/08/02/migrant-instagram-journey-boat_n_7921536.html
DIR [5] http://www.huffingtonpost.de/2015/08/03/ein-fluechtling-dokumentiert-seine-gefaehrliche-reise-von-afrika-nach-europa_n_7925884.html
DIR [6] http://verne.elpais.com/verne/2015/08/03/articulo/1438597404_560445.html
## AUTOREN
DIR Yasmina Al-Gannabi
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